— 274 — durchaus nicht räthlich ist, sie, wie es leider bei den armen Gebirgs— bewohnern geschieht, als einziges Nahrungsmittel zu benutzen, allein als Zukost in ihrer mannigfachen Bereitung wird sie für einen großen Theil der Menschheit ein Segen sein und bleiben. Allerdings sind die Fleisch-, Eier- und Mehlspeisen, die sich seit der Verbreitung der Kartoffel vermindert haben, weit nahrhafter. Um die Zeit von 1700 ging eine Beschäftigung der Landleute, welche bis dahin geblüht hatte, bedeutend zurück. Unser Sachsen er— freute sich bis zu August des Starken Zeit durch seine berühmten Bierbrauereien eines großen Rufes. Je mehr Bier gebraut wurde, desto größer war natürlich auch die Nachfrage nach Hopfen. Diesen führte man aber damals nicht, wie meistentheils jetzt, aus Böhmen und Bayern ein, sondern unser Vaterland erbaute ihn selbst. Das damals so kräftige einfache Bier erhielt aber einen sehr gefähr— lichen Feind, und dies war der Branntwein. Versammelten sich früher die Bürger einer Stadt im Rathskeller, so unterhielten sie sich bei einem Glase Bier über die Tagesneuigkeiten und über ihre Beschäftigungen; feierte man auf dem Lande Hochzeits-, Tauf= oder Kirmesfeste — da war es wiederum Bier, was den Gästen als Labe- trunk gereicht wurde. Zu dem stattlichen Bierglase gesellte sich aber nach und nach das weit kleinere Branntweingläschen, dessen Inhalt sich leider allmählich so viel Freunde zu erwerben wußte, daß man von dem früher so beliebten Biergenusse gar nichts mehr wissen mochte. Auch die Land- leute, die das Hergebrachte sonst nicht so leicht aufgeben, „gingen nicht mehr zu Biere, sondern zu Branntwein.“ Freilich bedachte man nicht, daß der Gesundheit durch diesen Wechsel ein sehr schlechter Dienst geleistet wurde. In den Brauereien gingen immer geringere Bestellungen ein; die Nachfrage nach Hopfen ging ebenfalls zurück, der Land- mann, namentlich in den niederen Gegenden, verlor die Lust zum weiteren Anbau desselben und benutzte den Boden meistentheils für das „neue Knollengewächs“. Seit jener Zeit hat der Hopfenbau in Sachsen nie wieder die frühere Blüte erreicht. Die Bewohner des oberen Erzgebirges, welchen Garten und Feld nur wenig bieten kann, wurden um das Jahr 1710 mit einem neuen Broterwerbe beglückt. Bis ungefähr zu dem genannten Jahre hatten sich die Schlosser jener Gegenden nur nebenbei mit dem Schmieden eiserner Löffel beschäftigt, weil diese Arbeit einen geringen Verdienst abwarf. Ein Schlosser in Sachsenfeld, dessen Name der Nachwelt unbekannt geblieben ist, kam auf den glücklichen Einfall, die Löffel aus Schwarzblech zu fertigen und die Vertiefung einzuhämmern, ohne erst die Löffel glühend zu machen. Der Versuch gelang so nach Wunsch, daß ein Arbeiter bei diesem neuen Verfahren täglich noch