— 278 — blos an das Bein eines Esels, welcher auf einer 1½ Meter hohen Bühne stand, angeschlossen. Frauenzimmer ließ man neben dem Esel stehen. Fremde liederliche, leichtfertige Personen wurden gewöhnlich öffentlich zur Stadt hinausgebracht. Manchmal ging ein Freiknecht vor ihnen her und rührte die Trommel, wobei er sich anstatt der Trommelstöcke eines großen Knochens bediente. Wurde dieses Aus- weisen verschärft, dann begleitete den Verurtheilten der Henker, und dieser gab jenem die Staupe, oder den Staupenschlag, oder den Staupbesen, d. h. er peitschte ihn öffentlich zur Stadt hinaus. Jene Strafe führte deshalb diesen Namen, weil man große Ruthen auch Staupen nannte. Dieser Staupenschlag wurde an manchen Gaunern und Betrügern auch ohne Verweisung aus der Stadt vollzogen. Anderen Verurtheilten, namentlich Dieben, brannte man mit glühenden Eisen Galgen und Rad auf die Stirn. Meineidigen Personen, namentlich Soldaten, schlug man zuweilen unter dem Galgen zwei oder drei Finger ab. Mordbrenner wurden gewöhnlich auf einer Kuhhaut zum Scheiterhaufen geschleift und dann lebendig verbrannt. Manche Mörder, namentlich Kindesmörderinnen, wurden gesäckt. Mit einem Hunde, einer Katze und einem Hahne band man sie in einen Sack, bemalte denselben mit einer Schlange und warf ihn ins Wasser. Zu diesem Zwecke hatte man z. B. in dem damals steinernen Geländer der Elbbrücke in Dresden eine eigene Oeffnung angebracht. Eine gleiche Einrichtung befand sich an der Mulden- brücke zu Zwickau. Seit dem Jahre 1715 ist diese Strafe in Dresden nicht wieder vollzogen worden. Unser Kurfürst hatte auf seinen vielen Reisen selbst beobachten können, welch große Wohlthat ein gut eingerichtetes Postwesen für die Bewohner eines Landes sei. Unter seiner Regierung geschah für Verbesserung desselben sehr viel. An manchen Chausseen erheben sich steinerne Meilensäulen, in welche ein Posthorn und die Jahrzahl 1722 eingegraben ist. Meilensäulen und Jahrzahl stammen aus jener Zeit. August der Starke ließ nämlich die Chausseen, überhaupt das Land vermessen und in dem genannten Jahre jene Säulen errichten. Diese Vermessungen nahm nicht ein eigentlicher Geodät vor, sondern ein Pfarrer, Namens (Adam Friedrich) Zürner, welcher in Skassa bei Großenhain angestellt war. Unwiderstehlich trieb ihn seine Vor- liebe fürs Feldmessen und für Vaterlandskunde hinaus in die verschiedensten Gegenden Sachsens, wo er alles genau untersuchte, jede Denkwürdigkeit aufzeichnete und die Landkarten berichtigte und vervollständigte. Es konnte nicht fehlen, daß Zürners Eifer sehr bald die Auf- merksamkeit des Kurfürsten auf sich zog. Dieser freute sich nicht blos