— 281 — Unter der Leitung eines einfachen Mannes, der nur den beschei- denen Titel: Rathszimmermeister führte, erhob sich in Altstadt-Dresden ein Gotteshaus, das den schönsten evangelischen Kirchen Deutschlands an die Seite gestellt werden kann. Dieser Mann hieß Georg Bähr, und das von ihm aufgeführte Gebäude ist die nach dem Vorbild der berühmten Peterskirche in Rom erbaute prachtvolle Frauenkirhe. Sehr bald erregte dieselbe die Aufmerksamkeit des Kurfürsten, welcher den Rathszimmermeister Bähr wiederholt zu sich beschied, um dessen Gut- achten über den begonnenen Bau zu vernehmen und ihn zur Ausführung seines großartigen Planes zu ermuntern. Solcher Ermunterungen bedurfte der große Baumeister. Da er keinen hohen Titel führte, so trauten ihm die höher gestellten Bauverständigen nicht viel zu. Sie meinten, die Mauern und Schäfte seien viel zu schwach, den gewaltigen Ueberbau, namentlich aber die steinerne Kuppel, zu tragen. Nach langen Erörterungen und immer neuen Gutachten wurde dem angefochtenen Bau- meister endlich gestattet, die Kuppel nach seinem Plan ausführen zu dürfen. August der Starke, namentlich aber sein Sohn, Friedrich August II., unterstützten den Bau durch namhafte Summen. Letzterer trug hierzu über 84 000 M. bei. Nachdem das prachtvolle Gotteshaus (1734) die Weihe empfangen und der Baumeister in Folge eines unglücklichen Sturzes vom Baugerüste seinen Tod gefunden hatte, erklärte eine Baukommission zum Schrecken aller, die steinerne Kuppel müsse wieder abgetragen und durch eine hölzerne ersetzt werden. Zum Glück wurde der Vorschlag wieder verworfen und der Bau durch eine fast hölzerne und mit Kupfer gedeckte Haube beendigt. Im siebenjährigen Kriege, freilich erst 23 Jahre nach Bährs Tode, gelangte der Ruhm des viel- verkannten Baumeisters erst zur allgemeinen Anerkennung. Ver- gebens öffneten auf Dresdens Umgebungen die Feuerschlünde ihre Rachen, um Verderben bringende Bomben und Kugeln auf diesen Tempel auszuspeien und ihn in einen Schutthaufen zu verwandeln. Der gewaltige Bau trotzte dem Feinde und die Bomben prallten wie Erbsen wirkungslos ab. Bährs Andenken wird bis in die fernsten Zeiten in dem erhabenen Denkmal seiner Kunst fortleben. Seite 26 wurde erwähnt, daß Heinrich der Erlauchte die erste steinerne Brücke über die Elbe bei Dresden aufführte. Kaum 70 Jahre vermochte dieser Bau den verheerenden Eisfahrten zu widerstehen. Im Jahre 1343 stürzte sie fast ganz zusammen und Friedrich II. oder der Ernsthafte (Seite 26) ließ eine neue von Sand- stein aufführen, welche, wie die erste, 24 Pfeiler erhielt und die bis an das jetzige königliche Schloß reichte. Unter Kurfürst Moritz wurden wegen Erweiterung der Festungswerke Dresdens 5 Pfeiler verschüttet) *) Die spätere Verschüttung von zwei Pfeilern wird bei dem Bau der katholischen Kirche hervorgehoben werden.