— 290 — Dieser Mann war der schon oben erwähnte Graf") Heinrich von Brühl. Frühzeitig schon suchte er ein Unterkommen als Page an einem fürstlichen Hofe. In dieser Stellung machte er großes Glück, was er namentlich seiner heiteren Gemüthsart und seinem sehr feinen und gewandten Benehmen zu verdanken hatte. Dasselbe Glück begleitete ihn auch an den Hof August des Starken. Dieser schenkte dem Herrn von Brühl seine ganze Gunst und ernannte ihn zu seinem Kammerherrn, in welcher Eigenschaft er unsern Kurfürsten fast auf allen seinen Reisen begleitete. Nachdem sich Brühl noch anderer Auszeichnungen zu erfreuen gehabt hatte, schien sein Glücksstern wieder untergehen zu wollen, da sein fürstlicher Herr 1733 mit Tode abging. Allein der sehr gewandte Brühl verstand es meisterhaft, sich auch die Gunst des neuen Kurfürsten zu erwerben, und dieser erhob ihn kurz nach seinem Regierungsantritte zum Kabinets= und später zum Premierminister. Hätte Friedrich August ahnen können, zu welch großem Verderben diese Ernennung dem Sachsenlande gereichen würde, sicherlich hätte er bei seiner Gutmüthigkeit sein Vertrauen einem wür- digeren Manne geschenkt. Der neue Minister verfolgte einen doppelten Plan, und zwar nach und nach die oberste Leitung aller Staatsangelegenheiten in seine Hände zu bekommen und den Kurfürsten soviel als irgend möglich von allen Regierungsgeschäften fernzuhalten. Anfangs hielt er noch etwas an sich, weil ihm noch ein, vom Kurfürsten sehr geschätzter Minister zur Seite stand. Als dieser entfernt war, hatte Brühl ganz freie Hand und verfolgte nunmehr seine Pläne ohne alle Rücksicht. Ein hohes Amt nach dem andern riß er an sich, so daß die verschie- denen Gehalte, die ihm jährlich zuflossen, fast 159 000 M. betrugen. Brühl galt alles in allem. War eine Staatsstelle zu besetzen — Brühl allein wählte den Beamten; fehlte es an Geld — Brühl legte dem Lande nach Willkür Steuern auf, oder er ließ den Beamten keinen Gehalt und den Soldaten keine Löhnung auszahlen. Er selbst lebte prachtvoller, als ein Fürst. Bei den von ihm veranstalteten Gastmählern und anderen Festlichkeiten herrschte ein Aufwand, wie er bei Königen nicht gefunden wurde. Ihn umgab eine Dienerschaft von 200 Personen, und ebenso zahlreich war seine Leibwache, die er sich für seine Person hielt und die er aus seinen Mitteln fürstlich besoldete. In seinen Gemächern herrschte ein Prunk, der ans Un- glaubliche grenzte) *) In den Grafenstand wurde er im Jahre 1748 erhoben. ) Ueber 20 prachtvolle Kronleuchter verbreiteten in den Zimmern einen zauberischen Lichtglanz, welcher von prunkvollen Wandspiegeln zurückgestrahlt wurde. In seinen Zimmern standen 30 Sophas, die Schränke (34 hinterlassen., Kommoden (58 hinterlassen) zierten die theuersten Kunstwerke von Gold, Silber, Porzellan, Elfenbein, Glas 2c. Nach Brühls Tode fand man ferner