— 297 — Stille sein Lager und schrieb sich die schönsten Musikstücke, die ihm sein Bruder absichtlich nicht vorlegte, heimlich ab. In Kurzem hatte sich Sebastian auf der Orgel und auf dem Klaviere eine Fertigkeit angeeignet, die alle in Erstaunen setzte. Im Jahre 1717 fand sich in Dresden ein berühmter fran— zösischer Klavierspieler ein, der zwar durch seine Fertigkeit große Bewunderung erregte, sich aber durch sein eingebildetes, aufgeblasenes Wesen höchst mißliebig machte. Diesem war für seine Anmaßung eine Demüthigung zugedacht. In aller Stille wurde Sebastian Bach nach Dresden gerufen. Letzterer forderte den Franzosen zu einem Wettkampfe im Klavierspiele auf. Der festgesetzte Abend erschien. Bach stellte sich zur anberaumten Stunde ein, nicht aber der von sich in hohem Grade eingenommene Franzose. Bei Nacht und Nebel hatte er Dresden verlassen, sicherlich fürchtend, einem Bach gegenüber den Kürzeren ziehen zu müssen. Von Leipzig aus, wohin Bach im Jahre 1723 berufen wurde, unternahm er verschiedene Kunstreisen nach Hamburg, Berlin u. s. w. In jener Stadt erklärte ihn ein ebenfalls sehr berühmter Organist als den ersten Orgelspieler der Welt. In Berlin erfuhr Bach die höchsten Auszeichnungen von Friedrich dem Großen. Eines Tages erschien der König an der Orgelbank, während Bach im Spiel ganz vertieft war. Der große Organist ließ sich nicht stören, er grüßte den König einstweilen blos mit Kopfnicken, bis er das Stück aus- gespielt hatte. Auch vor unserm Kurfürsten spielte Bach wiederholt in Dresden. Namentlich setzte auch die unglaubliche Fertigkeit, welche Bach mit den Füßen auf dem Pedal entwickelte, alle in Erstaunen. Die Klavier-, namentlich aber die Orgelstücke, welche Bach der Nachwelt hinterließ, sind zwar unübertrefflich, aber ungemein schwer. — Im Jahre 1756 starb der berühmte Mann.“) Leipzig versteht, große Männer zu ehren und hat auch nicht unterlassen, seinem weltberühmten Sebastian Bach ein Denkmal zu setzen. b) Christian Fürchtegott Gellert. An der Straße von Freiberg nach Mittweida liegt die Fabrik- stadt Hainichen, welche gegenwärtig über 8000 Einwohner zählt. Vor 160 Jahren wirkte in diesem Orte als Pfarrer Christian Gellert, der 50 Jahre lang sein Amt in großem Segen bekleidete. Im Jahre 1715 (den 4. Juli) wurde ihm ein Sohn geboren, welcher )JIm Jahre 1864 bestattete man in Dresden einen Organisten zu Grabe, der in Bezug auf Fertigkeit wohl auch einzig dastand. Es war dies der evangelische Hoforganist Dr. Johann Schneider, geb. 1789 zu Waltersdorf in der Oberlausitz.