— 305 — siegreich vor, und zwar die Bayern und Sachsen, welchen Prag in die Hände fiel. Mittlerweile traf Friedrich Anstalten zu einem neuen Schlage gegen Oesterreich. Dieses hatte aber die Hände auch nicht in den Schoß gelegt. Je größer die Gefahr, desto größer war die Rührigkeit, dieselbe abzuwenden. Viel gewonnen hatte Oesterreich, wenn es ihm gelang, den Samen der Zwietracht unter seine Feinde zu streuen und das geknüpfte Freundschaftsband zu lockern. Es fragte sich nur, wo man den ersten Versuch mit Lösung desselben am erfolg- reichsten wagen könnte. Sachsen schien hierzu das geeignetste Land zu sein, denn seine Staatsangelegenheiten ruhten in den Händen eines Ministers, der leider zu allem fähig war, sobald man ihn durch glänzende Versprechungen für sich zu gewinnen verstand. Oesterreich täuschte sich nicht. Brühl ließ sich bestechen, und sehr bald äußerten sich die Folgen. Zwar kehrte Sachsen nicht augenblicklich den Spieß gegen Oester- reichs Feinde, aber man merkte es ihm nur zu bald an, daß es ein lasser Bundesgenosse geworden sei. Da mußte man auf Gegenmittel denken. Friedrich II. sprach selbst in Dresden ein, um unsern Kur- fürsten für nachdrücklichste Fortsetzung des Krieges zu gewinnen. Zwar donnerten zu Ehren des hohen Gastes auf den Festungswerken Kanonensalven, allein zu einer Hauptverhandlung ließ es der schlaue Minister zwischen den beiden Monarchen nicht kommen. Friedrich II. reiste wieder ab. Sachsen ließ zwar neue Truppen in Böhmen ein- rücken, die den preußischen König in seinen Kriegsplänen unterstützen sollten, aber es fehlte sächsischerseits der rechte Ernst. Friedrichs kriegerischer Scharfblick entwickelte sich zusehends und so gelang es ihm (den 17. Mai 1742 bei Czaslau, 10 Meilen westlich von Prag), einen neuen Sieg über das österreichische Heer zu erringen. Maria Theresia wählte das Gewisse fürs Ungewisse. Den Kampf mit dem jungen preußischen Helden weiter fortzusetzen, schien ihr bedenklich. Sie trat mit Friedensvorschlägen hervor, mit denen sich der Gegner einverstanden erklärte. Im Juli (28.) 1742 unter- zeichnete man in Berlin den Frieden. Da die Hauptbestimmungen desselben einen Monat früher in Breslau festgestellt worden waren, so wird er gewöhnlich nicht der Berliner, sondern der Breslauer Friede genannt. Fast ganz Schlesien blieb in Friedrichs Händen. Sachsen, das diesem Frieden ebenfalls beitrat, ging leer aus, obgleich ihm das Aufbringen einer Armee schwere Summen gekostet hatte. Daß dies so kam, verschuldete hauptsächlich der Minister Brühl. Wer weder kalt, noch warm ist, und wer, wie hier, weder gegen den Feind entschieden auftritt, noch dem Freunde nachdrücklich unter die Arme greift, erreicht gewöhnlich bei beiden Parteien nichts.) ) Wie willkürlich Brühl handelte und wie er den Kurfürsten täuschte, beweist z. B. auch folgender Fall. Die Sachsen hatten sich vor der Schlacht Geschichte Sachsens. 20