— 307 — die Sachsen ruhmvoll aus, weshalb ihnen selbst die Preußen ihre Anerkennung nicht versagten. Nach kurzer, blutiger Arbeit winkte den Preußen die Siegespalme.“) Das sächsisch-österreichische Heer zog sich nach Böhmen zurück, und der Besitz Schlesiens war Friedrich II. für den Augenblick wieder gesichert. Diese Wendung der Dinge äußerte auf unser Vaterland einen großen Einfluß, denn nur zu bald wurde es den Sachsen klar, daß sich der Kriegsschauplatz immer mehr ihren Grenzen nähere. Hier- von überzeugte sie unter anderem auch die außerordentlich kriegerische Thätigkeit, die sich überall entwickelte. Soldaten marschirten ab und zu, Geschütze wurden gegossen, die Festungswerke wurden ausgebessert und Verhaltungsmaßregeln bei einem etwaigen Einrücken des Feindes für die Bewohner wurden erlassen. Mit großer Besorgniß harrten die geängstigten Sachsen der Dinge, die da kommen könnten. Nur zu bald sollten ihre Befürchtungen zur Wahrheit werden. b) Schlacht bei Kesselsdorf, 15. Dezember 1745. — Der Friede zu Dresden, 25. Dezember 1745. Minister Brühl hatte sich zur Demüthigurg Friedrichs einen herrlichen Plan ausgedacht; nur Schade, daß dieser Mann nicht die Eigenschaft besaß, die großen Staatsmännern eigen ist, nämlich bei Vorbereitung wichtiger Maßregeln zu schweigen. Im Winter von 1745 zu 1746 sollte ein sächsisch-österreichisches Heer unerwartet nach Berlin aufbrechen, die Stadt überrumpeln und sie nicht eher wieder herausgeben, bis Friedrich auf den Besitz Schlesiens verzichtet und auch an Sachsen einige Ländergebiete (z. B. das Herzogthum Magdeburg) abgetreten habe. Gut war der Plan entworfen, er gelangte aber vor seiner Ausführung zu Friedrichs Kenntniß. Abermals hoffte dieser von seinem Grundsatze, durch schnelles Handeln seinen Feinden zuvorzukommen, den besten Erfolg. Im November 1745 brach er wie ein Wetter mit 30 O00 Mann in der Oberlausitz ein, und gleich- zeitig erhielt der Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (unter dem Namen *) Nicht unerwähnt mag hier bleiben, was Mohr in seinen täglichen Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte von einem gefangenen sächsischen Pauker mittheilt. Dieser erzählt (Seite 13): „An diesem so blutigen Tage verdient ein sächsischer Pauker genannt zu werden, der durch seine Geistes- gegenwart und Treue den Preußen beinahe den schon errungenen Sieg entrissen hätte. Als man ihn beim Beginn der Schlacht gefangen nahm, vergaß man, ihm seine silbernen Pauken zu nehmen. Dies wußte der Pauker trefflich zu nutzen. In dem Augenblicke, als sich der Sieg zu den Preußen zu wenden anfing, als in der Hitze des Gefechts niemand auf ihn achtete, schlug er seine Pauken zum Rückzuge, und brachte dadurch die Preußen in Verwirrung, die nur erst dann aufhörte, als ein Offizier den Betrug ent- deckte und den muthigen Pauker vom Pferde gestürzt hatte. Seine List und Besonnenheit lobten auch die Preußen, und von dem sächsischen Hofe ward er bald ausgewechselt und belohnt.“ 20 *