— 308 — „der alte Dessauer“ bekannt) Befehl, mit einem andern Heere von Halle aus in Sachsen einzufallen. So wurde unser Vaterland vom Abend und Morgen her von feindlichen Truppen überschwemmt, die zwar nicht hausten wie die Schweden im dreißigjährigen Kriege, die sich aber von dem Schweiße der Einwohner erhalten ließen. Fürst Leopold besetzte sofort Leipzig, mußte diese Stadt aber wieder auf Friedrichs Befehl verlassen und nach Meißen zu aufbrechen. Hier vereinigten sich die beiden preußischen Heere, um gemeinschaftlich den Kern der sächsischen Armee anzugreifen. Unsere Truppen hatten sich unter Anführung des Feldmarschalls Rutowsky bei Kesselsdorf und Pennrich festgesetzt und sich hier vortheilhaft verschanzt. Leopold rückte nach Wilsdruff vor, während König Friedrich in Meißen blieb, um den Rücken seines Heeres zu decken. Es war den 15. Dezember 1745. Schnee und Eis bedeckte die Erde, und der Boden war festgefroren wie Stein. Den ersten Angriff richteten die Preußen auf Kesselsdorf, bei dessen Anhöhen der linke Flügel der Sachsen eine vortreffliche Stellung einnahm. Muthig wurde der anstürmende Feind zurückgeschlagen. „Der Boden war“ — erzählt Mohr — „schlüpfrig von Eis und Schnee; die stürmenden Preußen fielen oft reihenweise nieder; sie mußten einander Hand und Gewehr reichen, um weiter zu klimmen. Von den Sachsen wurden sie mit Kartätschen aus vierzig Kanonen empfangen und immer aufs neue ins Thal hinabgestürzt, das mit Leichen gefüllt war. Es war ein gräßliches Schauspiel! Die Verwundeten und Todten gefroren fest an die Erde, sobald sie fielen; das Blut starrte augenblicklich am Boden und bildete gefrorene Pfützen; wer auch nur leicht verwundet war, ward bei. der furchtbaren Kälte zum Krüppel.“ Die Sachsen jubelten zu früh. Ihres Sieges gewiß, verließen sie zu zeitig ihre feste Stellung und gingen ins Thal hinab. Nun mußten ihre auf den Anhöhen so vortheilhaft aufgepflanzten Geschütze schweigen, wollte die sächsische Artillerie nicht zugleich auch den Tod in Freundeslager senden. Die Sachsen wurden zurückgedrängt, sie vermochten Kesselsdorf nicht mehr zu behaupten, und mit dem Verluste dieses Ortes ging die Hoffnung auf den Sieg verloren. In kurzem wurde auch der rechte Flügel der Sachsen zurückgeschlagen. 3000 Sachsen bedeckten das Schlachtfeld und gegen 7000 fielen in Gefangenschaft; außerdem erbeutete der Sieger noch 48 Kanonen. Die österreichische Armee, welche sich an dem Kampfe nicht betheiligt hatte, zog nach Dresden zu, wohin sich auch der Rest der sächsischen Truppen wendete. Einen neuen Angriff auf den durch den errungenen Sieg ermuthigten Feind wagte das vereinigte sächsisch— österreichische Heer nicht; es trat den Rückzug nach Böhmen an. Mit Schrecken bemerkten die geängstigten Bewohner Dresdens den siegreichen Feind auf den Anhöhen bei Gorbitz. Was wird das