— 318 — ein Sonnabend, war für Zittau ein Unglückstag, wie er noch nie dagewesen. Mit Entsetzen erfüllte die Kunde von Zittaus Unglück die Ge— müther aller Sachsen. „Wird ein gleiches Schicksal andere Ortschaften treffen? Welche werden diese sein?“ Diese und ähnliche Fragen drängten sich den geängstigten Bewohnern auf. Daß Friedrich II. nicht unbesiegbar sei, davon hatte man sich bei Kolin überzeugen können, und dies ermuthigte seine übrigen Feinde, sich nun endlich auch aufzumachen und den Kampfplatz auf- zusuchen. Franzosen und verschiedene Truppen des deutschen Reichs (60—70 000 Mann) drangen von Westen her nach der Saale vor, um Sachsen von den Preußen zu säubern. Diesen Plan wollte Friedrich vereitern. Mit 22 000 Mann rückte er seinen Feinden ent- gegen. Bei dem Dorfe Roßbach, zwischen Merseburg und Freiburg, hatten die Verbündeten auf einer Anhöhe eine vortreffliche Stellung eingenommen. Unklugerweise gaben sie dieselbe auf. Am 5. November (1757) schritt Friedrich zum Angriff und in kurzem stob das drei- mal größere Heer der Franzosen und der deutschen Reichstruppen auseinander, als hätte sie ein Sturmwind weggeweht. Diese Nieder- lage machte Sachsen zittern, denn mit ihr war die gehoffte Befreiung von den Preußen vereitelt. So vortheilhaft diese glänzende Waffenthat für Friedrich war, so mißlich sah es dagegen mit seinem Glücke in Schlesien aus. Hier machten die Oesterreicher bedeutende Fortschritte. Gelang es diesen, ihre Winterquartiere in Schlesien aufzuschlagen, dann war Schlesien für Preußen so gut wie verloren. Jetzt mußte Friedrich ein Spiel auf Leben und Tod wagen. In Eilmärschen ging es nach Schlesien. Die Oesterreicher, unter ihnen auch jene sächsischen Regimenter, welche bei Kolin Heldenthaten verrichtet, hatten westlich von Breslau eine sehr vortheilhafte Stellung eingenommen, gegen welche Friedrichs Kriegskunst unmöglich etwas auszurichten im Stande gewesen wäre. Wie unklug es ist, den Rath der Alten und Erfahrenen zu überhören, lehrt zwar schon die Geschichte des Königs Rehabeam, aber nicht allen dienen Beispiele zur Lehre. Der erfahrene, umsichtige Daun, welcher Friedrichs Größe erkannte, rieth dem Oberbefehlshaber, Prinz Karl, die feste Stellung um keinen Preis aufzugeben. Andere meinten, es sei schimpflich, sich gegen den kleinen Haufen Preußen durch eine feste Stellung zu schützen. Dauns Rath wurde verworfen, Prinz Karl zog den Preußen entgegen, und am 5. Dezember kam es bei Leuthen zur Schlacht. Durch seine Kriegskunst errang Friedrich über einen fast dreimal größeren Feind einen vollständigen Sieg. Rastlos wurde derselbe benutzt, und in kurzem war fast ganz Schlesien von den Oesterreichern und Sachsen gesäubert.