— 323 — man in derselben Kirche eine hölzerne Bank, auf welche man den Leichnam des Gefallenen gelegt hatte, und die auf ihr vorhandenen Blutflecke sollen noch aus jener Zeit herrühren. (7) Wie oben erwähnt, ließ Daun den König Friedrich unangefochten weiter ziehen, und in kurzer Zeit finden wir ihn wieder in Schlesien, das er von allen seinen Feinden säuberte. Daun erschien vor Dresden, um es aus den Händen des Grafen Schmettau zu befreien. Dieser erklärte unserm Hofe und der Bürgerschaft, daß er, sobald der Feind weiter vordringe, die Vorstädte anbrennen müsse. Welch ein Schreck für die armen Bewohner! Doch gab man sich noch der Hoffnung hin, daß er es bei der bloßen Drohung bewenden lassen werde. Welch bittere Täuschung! Schmettau ließ an den Häusern der pirnaischen Vorstadt Pechkränze aufhängen, und am 10. November früh 3 Uhr stand dieser ganze Stadttheil in hellen Flammen. 285 Häuser bildeten einen rauchenden Schutthaufen, unter welchem zugleich fast alles Hab und Gut der unglücklichen Bewohner vernichtet lag. Wer vermöchte den Jammer zu schildern, den der Anblick dieser Zerstörung dem Herzen entpreßte! Tausende irrten obdachlos umher, Tausende waren an den Bettelstab gekommen. Ueberdies hatten noch 10 Menschen ihren Tod in den Flammen gefunden. Zwar beschwerte sich Sachsen über diese ruchlose That an verschiedenen Höfen, allein das Unglück konnte dadurch nicht ungeschehen gemacht werden. Spendete die Liebe den Unglücklichen auch reiche Gaben, so vermochten diese doch nur einen kleinen Theil des großen Elendes zu mildern, denn der ganze Schaden überstieg die Summe von 3 Millionen Mark. Friedrich eilte seinem in Dresden bedrängten Feldherrn zu Hilfe, und Daun zog sich deshalb, um von der Stadt noch größeres Unglück abzuwenden, zurück. Drückende Gelderpressungen — es mußten fast 12 Millionen Mark aufgebracht werden — und Lieferungen aller Art ließen den armen Sachsen aufs neue die Last des Krieges schmerz- lich empfinden. Unter diesem Drucke verging auch der Winter von 1758 zu 1759. 4) Die Schlacht bei Bunnersdorf, den 12. August 1759. — Dresden wird den Preußen entrissen. — „Finkenfang“ bei Maren. — Uoth im Winter von 1759 zu 1760.— Elend in Ahemnitz. — Bombardement von Dresden. — Keipzigs Elend. (Schlacht bei Torgau. Bürgermeister Müller. Kaufmann Gotzkowsky.) Für Friedrich war das Jahr 1759 das unglücklichste im ganzen siebenjährigen Kriege. Den Feldzug eröffnete der König viel später, als in den früheren Jahren. Zu seinem Schrecken rückten die Russen mit 40 000 Mann nach der Oder vor. Um jeden Preis wollte der König die Vereinigung der Russen mit den Oesterreichern verhindern, was ihm zu seinem großen Leidwesen nicht gelang. Am 12. August 217