—E — 327 — man blos das Klirren der Waffen und die dumpfen Schritte der Soldaten, vie von Haus zu Haus zogen und Geld erpreßten. So erging es vor 120 Jahren unserm sonst so reich gesegneten Sachsen und seinen unglücklichen Einwohnern! Der Anfang des Jahres 1760 war unter solchen unglücklichen Verhältnissen für die Sachsen ein höchst trübseliger. Auch Friedrichs Gemüth umdüsterte Mißmuth. Sein Heer war geschmolzen und die sonstigen Hilfsauellen versiegten immer mehr. Tief schmerzte ihn Dresdens Verlust. Im Jahre 1760 machte er deshalb einen ernst- lichen Versuch, sich dieser Stadt (Dresden) wieder zu bemäch- tigen. Er umstellte sie mit seiner ganzen Macht und forderte nun den Kommandanten zur Uebergabe Dresdens auf. Die Antwort war eine abschlägliche. Dies entschied Dresdens Schicksal. Tage des Unglücks bereiteten sich vor, wie man sie in dieser Stadt noch nicht gesehen und wie sie ähnlich nur noch in der Erinnerung von Magde- burgs Bewohnern fortlebten. Feuerschlünde wurden rings um die Stadt herum aufgepflanzt, und in der Nacht vom 13. zum 14. Juli öffneten sie ihren ehernen Rachen und spieen verderbenbringende Kugeln über dieselbe aus. Im ganzen war der jetzt angerichtete Schade nicht von Belang, denn das Feuer aus der Festung wurde so vorzüglich unterhalten, daß der Feind keine Vortheile erringen konnte. Unter Zittern und Zagen sahen die geängstigten Einwohner dem 19. Juli entgegen. Dies war der Hauptschreckenstag für Dresdens Bewohner. Kurz nach Mitternacht begann die Erde zu dröhnen, denn 18 Mörser sandten 90 bis 100 Pfund schwere Bomben in die Stadt. Fast schien es, als hätten die Preußen in den Kirchthürmen steinerne Finger erkannt, die drohend gegen Himmel zeigten und ihnen zum Bewußtsein bringen wollten, daß noch ein Gott lebe, der Acht habe auf die Thaten seiner Menschenkinder. Diese Thürme sollten vernichtet werden und deshalb richtete man die Mörser hauptsächlich auf sie. Dem Frauenthurm vermochten sie nichts anzuhaben. Wirkungslos prallten die Bomben an diesem steinernen Dome ab und „krepirten“ meistentheils in dem auf dem Neumarkte aufgeschichteten Dünger. Gleichen Widerstand vermochte der Kreuzthurm nicht zu leisten. Den 19. Juli nachmittags 2 Uhr stand er in hellen Flammen. Eine Stunde später begann er zu wanken, stürzte mit donnerähnlichem Getöse auf das Kirchendach, das krachend zusammenbrach, und nun bildete das schöne, 400 Jahre alte Gotteshaus einen furchtbaren Feuerheerd. An Löschen konnte niemand denken, weil die Kugeln in allen Straßen einschlugen und überdies auch das Röhrwasser vom Feinde abgeschnitten worden war. „Die Bewohner saßen theils in den Kellern weinend und betend und den Augenblick erwartend, daß das Gebäude über ihnen zusammenstürzen