— 232 — wurden sie aus der Frauensteiner, Tharandter und Wilsdruffer Gegend nach Freiberg zurückgedrängt, wo sie am 16. Oktober so empfindlich geschlagen wurden, daß der Weg nach dem Erzgebirge wieder frei ward. Die Oesterreicher bauten zu sehr auf ihre Uebermacht und forderten die Preußen unvorsichtig zu einer neuen Schlacht heraus. Am 29. Oktober wurden jene in Freibergs Umgebung geschlagen und mußten den Rückzug nach Böhmen antreten. Diese Schlacht bildete den blutigen Schlußstein zu allen Schlachten im siebenjährigen Kriege auf sächsischem Grund und Boden. Im Monat November schlossen Preußen und Sachsen zunächst für die Wintermonate einen Waffen- stillstand, der zum Vorboten des heißersehnten Friedens ward. Zwar ruhte das Schwert, aber die Stunde der Erlösung von den Kriegsqualen hatte damit für die armen Sachsen noch nicht geschlagen. Abermals mußten sie den Winter über die preußische Armee erhalten, und da Friedrich für den neuen Feldzug zum nächsten Jahre alle ihm zu Gebote stehenden Hilfsmittel in Bewegung setzte, so sollte unser schwer geprüftes Vaterland aufs neue Geld schaffen. Namentlich sollte Leipzig seine Kassen wieder öffnen und 4000 000 M. aufbringen. Mit Zittern und Zagen gedachten die Leipziger der Härte, mit welcher Friedrich die Erfüllung seiner Forderungen früher in Ausführung gebracht hatte. Da eilte zum zweiten Male der edle Gotzkowsky herbei und vermochte den preußischen König zu bestimmen, daß er sich mit 1000 000 M. in Gold und 2100 000 M. in Silber begnügte. Allgemein war man des Kampfes müde. Friede! Friede! — das war der Fürsten und der Unterthanen, der Freunde und der Feinde Losungswort. Rußland und Schweden hatten sich schon früher vom Kriegsschauplatze zurückgezogen. England, Frankreich und Spanien leiteten ebenfalls Friedensunterhandlungen ein. In Oester- reich, namentlich aber in Sachsen, gab sich die Sehnsucht nach Frieden noch mehr kund. Unser Kurprinz, dem das Herz schon lange bei dem Blicke auf sein unglückliches Vaterland geblutet hatte, theilte diesen allgemeinen Wunsch und gab denselben dem Könige von Preußen in einem Briefe zu erkennen. Dem Zustandekommen des Friedenswerkes standen durchaus keine wesentlichen Hindernisse im Wege; denn Friedrich verlangte weder einen Zuwachs seiner Ländereien, noch eine Kriegsentschädigung an Geld, sondern nur den ungestörten Besitz Schlesiens. Ohne Weit- schweifigkeiten verschritten Oesterreich, Preußen und Sachsen zu den näheren Verhandlungen. Besser konnte man wohl den Sylvesterabend des Jahres 1762 nicht feiern, als an diesem Tage die Sitzungen zu eröffnen. Als Ort der Berathungen wählte man das Jagdschloß Hubertusburg, wo man in aller Eile die von den Preußen zer- störten Fenster und Oefen herstellen mußte. Um den Gang der Ver-