— 433 — handlungen durch Berichterstattungen nach Berlin nicht aufzuhalten, nahm Friedrich seinen Aufenthalt in Dahlen. Nach einigen Wochen unermüdlicher Arbeit war das wichtige Werk zu Ende gediehen, und es konnte am 15. Februar 1763") der Friedensabschluß von den Bevollmächtigten der drei Staaten unterzeichnet werden. Hauptbestimmungen dieses Friedens waren: Kaiserin Maria Theresia verzichtet für immer zu Gunsten Preußens auf Schlesien, und Friedrich II. giebt Kursachsen wieder vollständig heraus. Ein Courier eilte nach Warschau, und schon am 26. kehrte dieser mit der eigenhändig vom Kurfürsten unterschriebenen Friedens- urkunde zurück. Am 1. März wechselte man in Hubertusburg die Urkunden aus. Ein Courier überbrachte noch denselben Tag diese Kunde nach Dresden. Schmetternder Hörnerschall durchhallte die Stadt, denn 32 Postillone durchritten blasend die Residenz. Jubelnd begleitete die Menge die Verkündiger der Friedensbotschaft. In Windes- eile drang die Friedenskunde hinaus in alle Gegenden Sachsens. Da herrschte Freude über Freude. Von derselben überwältigt, stürzte man einander in die Arme. Das in Wonne aufwallende Herz fand im ersten Entzücken keine Worte, es hatte nur Thränen. Und als man den 21. März ein allgemeines Freuden= und Dankfest feierte, da „betete man den Herrn an im heiligen Schmuck“. In Scharen zog man hin in des Herrn Haus. Wiederum hallte Kanonendonner in langem Echo wieder, aber diese Klänge machten diesmal nicht die Herzen erzittern, sondern sie begleiteten die Lobgesänge hinauf zu Dem, der nicht blos das Uebel schafft, sondern auch den Frieden giebt. Damit auch der Jugend Gelegenheit geboten würde, ihre Hände im Heiligthum des Herrn aufheben zu können, wurde ein besonderer Festgottesdienst veranstaltet. Mit Kränzen und Bändern geschmückt, zogen Jünglinge, Jungfrauen und Kinder bis zum sechsten Jahre herab in festlichen Reihen zum Gotteshause. Gewiß nicht ohne Grund beging man die Friedensfeier den 21. März, also zu Frühlingsanfang. Ein hoffnungsreicher Frühling sollte für die erschöpften Länder anbrechen. Eines solchen Frühlings bedurfte vor allem unser Sachsenland, das unter der blutigen Kriegsgeißel am meisten gelitten hatte. Friedrich II. erklärte selbst, daß er in Sachsen 120 bis 150 Millionen Mark Kriegssteuern erhoben habe. Schlägt man die Summen fuür die ungeheuren Liefe- rungen, die Einquartierungskosten, die Verluste durch Plünderungen, durch Brand, durch das gering ausgeprägte Geld, ferner den Schaden an Vieh, an den zerstörten Ernten 2c., außerdem auch noch die Er- haltung der freundlichen Truppen (Franzosen, Oesterreicher und die deutschen Reichstruppen) ebenfalls auf 120 bis 150 Millionen Mark *) In einigen älteren Urkunden habe ich den 13. Februar gefunden.