— 338 — Noth und bot alles auf, die von dem Sieger über Sachsen verhängten harten Maßregeln zu mildern. Durch seine Vermittelung wurde das Zustandekommen des Friedens beschleunigt. Im ganzen Lande war es längst bekannt, wie der Kurprinz alles versucht hatte, Brühls schäd— lichen Einfluß auf die Regierungsangelegenheiten zu beschränken. Und da dieser mächtige Mann mit kluger Berechnung zwischen den Unter- thanen und dem Landesvater eine Scheidewand errichtet hatte, so hatte man sich schon längst mit seinen Anliegen vertrauensvoll an den Kurprinzen gewendet, und hatte er irgendwo den Bittenden Erfüllung ihrer Wünsche und Berücksichtigung ihrer Beschwerden verschaffen können, dann war es mit dem redlichsten Willen geschehen. Was Wunder, wenn diesem ausgezeichneten Fürsten die Herzen aller Sachsen mit unbeschränktem Vertrauen entgegenschlugen. Wenn irgend ein Fürst die auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt hat, so war es Friedrich Christian. Sein Beispiel zeigt recht einleuchtend, was fester Wille, weise Einsicht, unermüdliche Thätigkeit in der kürzesten Zeit auszu- führen oder doch zu begründen im Stande sind. Kaum hatte Friedrich Christian die Zügel der Regierung er- griffen, so wurden auch unverzüglich viele Staatsdiener ihres Amtes entlassen, welche dasselbe in Brühl'scher Art und Weise verwaltet hatten. Zugleich erklärte der Kurfürst ausdrücklich, er werde nur fähige und tüchtige Männer anstellen und diese nach Verdienst belohnen. Da es Brühl nach und nach gelungen war, alle Regierungsangelegen- heiten allein zur Entscheidung zu bringen und dem Kurfürsten die Kenntniß derselben vorzuenthalten, so verordnete Friedrich Christian, daß die Vorstände der Oberbehörden bei ihm Vortrag zu halten hätten, worauf er sich mit ihnen oder mit seinen geheimen Räthen („geheimes Consilium") weiter besprechen und dann die Entscheidung selbst treffen werde. Zugleich gestattete er jedem Unterthan, seine Anliegen mündlich oder schriftlich ihm oder seiner Gemahlin vor- tragen zu dürfen. Eine zweite Hauptsorge des Kurfürsten erstreckte sich auf Heilung der dem Lande von dem Kriege geschlagenen furchtbaren Wunden. Da gab es eine Schuldenlast von fast 90 Millionen Mark“) zu tilgen. Um das Vertrauen zum Lande (den Kredit) wieder zu heben, wurde in ernstliche Berathung gezogen, wie man diese Summen pünktlich verzinsen und allmählich abtragen könne. Sparsamkeit hilft Haus halten. Die Richtigkeit dieser Wahrheit lehrte der Kurfürst durch sein eigenes Vorbild. Er beschränkte seinen Hofstaat. Er setzte diejenigen Gehalte herab, welche Brühl bei einzelnen Beamten willkürlich unverhältnißmäßig erhöht hatte. Er entließ das Heer von Ballettänzern und Sängern, deren Erhaltung jährlich *) Es fehlten noch 1 600 000 C##