— 344 — des Landes wieder herzustellen. Wo er wußte und konnte, suchte der Kurfürst zu ersparen. Die Schuldenlast verringerte sich mit jedem Jahre und die Spuren des siebenjährigen Krieges verwischten sich immer mehr. Friedrich August der Gerechte wurde ein zweiter Vater August. Seine Sorgfalt umfaßte alle Verhältnisse des Landes und alle seine Unterthanen, auch die, für welche Gott der Obrigkeit das Schwert gegeben hat. Wurde jemand irgend eines Verbrechens angeklagt, oder stand er in Verdacht, ein solches begangen zu haben, so wandte man früher die furchtbarsten Mittel an, ihm ein Geständniß abzuzwingen. Man fügte ihm nämlich mit allerlei, oft mit den ausgesuchtesten Marter- werkzeugen, die entsetzlichsten Qualen zu. Gestand er in seiner Angst irgend etwas ein, was er später widerrief, so wiederholte und ver— schärfte man jene Qualen. Diese Anwendung von Peinigungsmitteln, um einem Angeschuldigten durch körperliche Qualen ein Geständniß abzuzwingen, nannte man Tortur oder Folter. Die Anwendung derselben wurde zwar im Jahre 1532 beschränkt, indem niemand gefoltert werden sollte, welcher nicht eines Verbrechens dringend ver- dächtig sei, dessenungeachtet konnte der Unschuldigste den Qualen der Folter ausgesetzt werden. Im Jahre 1770 hob Friedrich August die Anwendung der Folter auf, sowie er auch den Staupenschlag und die Landesverweisung abschaffte und die Todesstrafe in selteneren Fällen eintreten ließ. Im Jahre 1765 fand im großen Garten bei Dresden auf kurze Zeit eine eigenthümliche Thierausstellung statt, die nicht durch ihre Mannigfaltigkeit und Großartigkeit, sondern durch ihre Eigen- thümlichkeit die allgemeinste Aufmerksamkeit erregte. Hier waren nämlich unter Führung zweier spanischer Schafknechte 220 spanische Schafe (Merinos) mit drei spanischen Schäferhunden angekommen.) Nachdem sie der kurfürstliche Hof in Augenschein genommen, mußten diese an sich schwächlichen Thiere abermals eine Reise, diesmal aber eine kleine, antreten. Das Ziel war Stolpen und Hohnstein, wo jene Fremdlinge ihren ferneren Aufenthalt fanden. Mit dem genannten Jahre begann in unserm Vaterlande die Veredlung der Schaf- zucht. Eine zweite Sendung von 800 spanischen Schafen traf im Jahre 1768 ein. Friedrich August setzte das von seinem Onkel Begonnene fort. Im Jahre 1778 schickte er einen Schafmeister aus Stolpen (Fränzel) nach Spanien, der mit einer Herde von 300 Stück Merinos zurück- *) Nach Angaben aus jener Zeit waren diese Thiere ein Geschenk des Königs Karl III. Worauf die Behauptung neuerer Geschichtschreiber fußt, daß Prinz Taver die Schafe gekauft habe, ist mir unbekannt. Da die Absicht der Veredlung der Schafzucht in seinem Plane lag, so hatte er die Schafe jedenfalls kaufen wollen, während sie ihm der König als Geschenk übersendete.