— 359 — Gelehrten, mit diesem Bauer standen die größten Männer der Wissen— schaft in Verbindung, bei diesem Bauer kehrten Prinzen, selbst regie— rende Fürsten ein. Wie ist aber Pahlitzsch dieser berühmte Mann geworden? Er ward es auf demselben Wege, der jeden in seinen Verhältnissen zu etwas Tüchtigen führen kann. Weise Eintheilung und gewissenhafte Benutzung der Zeit und Ausdauer in Verfolgung des sich vorgesteckten Zieles — das sind die Geheimnisse, in welche der Strebsame ein— gedrungen ist, die aber dem Trägen und Gleichgültigen verschlossen bleiben bis an sein Ende. Pahlitzsch ward (den 11. Mai) 1723 zu Prohlis bei Dresden geboren, wo sein Vater ein tüchtiger Landwirth war. Leider lernte der Knabe Pahlitzsch seinen höchst achtungswerthen Vater nicht kennen, da er ihm schon in seinem ersten Lebensjahre durch den Tod entrissen ward. Zum Glück ward dieser Verlust für ihn weniger nachtheilig, denn in kurzer Zeit ersetzte diese Lücke ein sehr gewissenhafter Stief- vater, der ihn zwar mit aller Strenge, doch auch mit Liebe zu allem Guten anhielt. Wie sorgfältig der Knabe Pahlitzsch seine Jugendzeit auskaufte, ersieht man aus Folgendem. Obgleich ihn sein Stiefvater nach den Schulstunden zu allen häuslichen und ländlichen Arbeiten hinzuzog, so gewann er in den Abendstunden und Sonntags Nach- mittags immer noch Zeit, lehrreiche Bücher zu lesen und Auszüge aus denselben zu machen. Schon in frühester Zeit trat bei ihm eine ganz besondere Vorliebe zu den Naturwissenschaften hervor. Als zwölf= und dreizehnjähriger Knabe finden wir ihn „als lernbegierigen Schüler bei verständigen Forstleuten, Gärtnern, Apothekern und sogar bei alten Schäfern, um die Eigenschaften der einzelnen Pflanzen kennen zu lernen“. Gleichzeitig begann er Pflanzen und Steine ein- zusammeln und legte somit den Grund zu seiner sehr ansehnlichen Naturaliensammlung. Sonntags Vormittags fand man den Knaben Pahlitzsch auf dem Schulchore der Leibnitzer Kirche, wohin Prohlis eingepfarrt war, regelmäßig mit Nachschreiben der Predigt beschäftigt, worin er sich nach und nach solch eine Fertigkeit aneignete, daß er das Gehörte fast Wort für Wort mit nach Hause brachte. Nach Pahlitzschens eigener Erklärung verdankte er dieser Beschäftigung einen großen Theil seiner Bildung. Da nicht blos die Erde voll der Güte des Herrn ist, sondern auch die Himmel Gottes Ehre verkündigen, so hob Pahlitzsch auch seine Augen auf zu Gottes Werken im weiten Weltenraume. Ohne alle und jede Vorkenntniß in der Astronomie begann er den Lauf der Himmelskörper zu studiren. In hellen Nächten verkürzte er sich die Stunden der Ruhe und weilte mit seinem forschenden Geiste mitten unter der Sternenwelt. Hatte er von der unendlichen Fülle der