— 369 — abstellen werde. Dieses landesväterliche Wort wirkte. In kurzer Zeit waren die Unruhen ohne alles Blutvergießen gestillt. Gegen die Theilnehmer an dem Aufruhre verfuhr man mild. Nur 34 Bauern kamen als „Baugefangene“ auf den Königstein in Haft. Hunger hatten sie nicht zu leiden, denn jeder empfing täglich 3 Pfund Brot! Im nächsten Jahre erhielten sämmtliche Gefangene ihre Freiheit wieder. Da sich bei der Untersuchung ergab, daß manche Bauern nicht ohne Grund gegen gewisse Rittergutsbesitzer und Gerichts- halter geklagt hatten, so wurden diese Uebelstände auf gesetzlichem Wege, also in geordneter Weise, abgestellt. 95. Weiterer Einfluß der Vorgänge in Frankreich zunächst auf HFachsen bis zum Jahre 1806. a) Pillnitzer Convent 1791.— Reichskrieg gegen Frankreich. — Behnjährige Friedenszeit. — Kaiser Napoleon bedroht Weutschland. Während dieser Zeit hatten sich die Ereignisse in Frankreich so gestaltet, daß für den Thron, selbst für das Leben des Königs und seiner Angehörigen alles zu fürchten war. Ludwig XVI. wollte nämlich Frankreich in aller Stille verlassen und vom Auslande aus die zer- rütteten Zustände seines unglücklichen Reiches ordnen. Alles war zur Abreise vorbereitet. Unglücklicher Weise verschob sich diese um einen Tag. Die Vorkehrungen, welche seine Anhänger getroffen, geriethen dadurch ins Stocken, den König erfaßte auf seiner Flucht eine Un- ruhe, und als er in dieser Stimmung vom Wagen heraus den Kutscher zur Beschleunigung der Fahrt aufforderte, wurde er von einem Postmeister erkannt und bald darauf mit der Königin und seinen Begleitern gefangen genommen und nach Paris zurückgebracht. Des Königs beide Brüder, die späteren Könige Ludwig XVIII. und Karl X., welche das Ausland glücklich erreicht hatten, wandten sich mit der Bitte an die mächtigsten Fürsten Europas, in Frankreich wieder Ordnung herzustellen und dem Könige wieder zu seinen Rechten zu verhelfen. Ganz unerwartet meldete sich im August 1791 bei unserm Kurfürsten hoher Besuch an. Es war dies der Kaiser Leopold II. von Oesterreich mit dem Kronprinzen, der König Friedrich Wilhelm II. von Preußen ebenfalls mit dem Kronprinzen und ein Prinz von Nassau, welcher die Person des Kaisers von Rußland ver- treten sollte. Am 25. August erschienen die hohen Personen, sowie verschiedene Gesandte, und außerdem traf auch unangemeldet einer der Brüder des französischen Königs (der Graf von Artois, nach- maliger König Karl X.) mit ein. Diese hohen Herren besprachen sich über die Maßregeln, welche gegen Frankreich ergriffen werden sollten. Geschichte Sachsens. 24