— 372 — beiden Ländern und ihren Fürsten das innigste Freundschaftsverhältniß bestanden. Auf einmal die Waffen gegen Preußen zu kehren und sich mit einem ausländischen Machthaber zu verbinden — das konnte der redliche Kurfürst nicht über sich gewinnen. Nach kurzem Bedenken gelangte sein Entschluß zur Reife. Friedrich August vereinigte sein Heer von 22 000 Mann mit den Preußen. Die Kriegswürfel waren gefallen. Zurück konnte man nicht wieder. Welche Folgen der gethane Schritt nach sich ziehen werde, wußte allein Gott. Anfangs schrak der Kurfürst vor der Lage der Dinge selbst zurück. Er wollte seine Truppen Sachsens Grenzen nicht überschreiten lassen; auch sollten sie nicht angreifend, sondern nur vertheidigend verfahren. Daß man es mit einem gewandten Feinde zu thun haben würde, konnten sich die beiden verbündeten Fürsten nicht verhehlen. Die französischen Truppen hatten seit 15 Jahren zur Ausbildung ihrer kriegerischen Tüchtigkeit vielfache Gelegenheit gefunden, was von den Preußen und Sachsen nicht galt. Der Ausgang des Kampfes konnte für den ruhigen Beobachter nicht lange zweifelhaft sein. Unerklärlich bleibt es, daß die Preußen so ganz mit Blindheit geschlagen waren. Siegesgewiß zogen sie ins Feld. Sie gedachten der glänzenden Zeiten unter Friedrich dem Großen und hofften, die Franzosen würde bei ihrem Anblick gleiches Schrecken ergreifen, wie im Jahre 1758 bei Roßbach, wo sie allerdings bei dem ersten Anlauf der Preußen wie Spreu auseinander stoben. Diese thörichte Sicherheit kam dem Kaiser Napoleon sehr zu statten. Mit Blitzesschnelle zog er seine Truppen zusammen. Am 8. Oktober standen die Franzosen, wie aus der Erde gezaubert, im Herzen Thüringens. Der Oberbefehlshaber der preußisch-sächsischen Armee (Herzog Ferdinand von Braunschweig) verlor jetzt alle Fassung. Zwecklos zog er hin und her, im Herzen grollend, daß sein Plan, die Franzosen mit Einem Schlage zu vernichten, gescheitert war. Nach einigen kleinen Gefechten (bei Schleiz und Saalburg) kam es am 10. Oktober bei Saalfeld zum ersten größeren Zusammenstoß der Feinde. Hier griff nämlich, ohne Vorwissen des Oberbefehlshabers, von jugendlichem Feuer hingerissen, Prinz Louis von Preußen, die Franzosen mit 8000 Mann an. Nach einer hitzigen zweistündigen Kanonade war das Schicksal des Tages entschieden. Die Preußen und Sachsen wurden zurückgeworfen. Um seine Artillerie zu retten, sprengte der Prinz in die Stadt Saalfeld. Hier verweilte er zu lange bei einer Kanone, deren Lafette zerbrochen war. Die Franzosen umringten ihn und, nachdem bereits zwei Adjutanten an seiner Seite gefallen, streckte ihn ein Pistolenschuß nieder. Beide Theile trafen nun die nöthigen Vorbereitungen zu einer Hauptschlacht. Die Stellung, welche die Franzosen am 13. Oktober einnahmen, ließ keinem Zweifel mehr Raum, daß die Gegend bei