— 375 — Sobald Letzteres geschehe, werde er dies als ein Zeichen persönlicher Feind- schaft ansehen. Uebrigens habe er am Tage nach der Schlacht die gefangenen Sachsen, 6000 an der Zahl (unter ihnen 122 Offiziere) wieder freigelassen.“) Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt. Zur Beruhigung aller seiner Unterthanen ließ der Kurfürst im ganzen Lande bekannt machen, daß weitere Feindseligkeiten nicht zu fürchten seien. Da unser Kurfürst mit der Abberufung seiner Truppen etwas zögerte, überbrachte auf einmal ein zweiter Abgesandter Napoleons die Drohung: Erfolge die Trennung von der preußischen Armee nicht augenblicklich, so würde die gegebene Zusage zurückgenommen und Sachsen als ein feindseliges Land behandelt werden. Dies wirkte. Der Kurfürst gab sogleich Befehl zur Trennung seiner Truppen von den Preußen, welchen Schritt ihm Friedrich Wilhelm durch die Er- klärung erleichterte, daß er nicht mehr im Stande sei, Sachsen zu schützen. So war unser Vaterland einem längeren verheerenden Kriege glücklich entgangen; allein die Freude der Sachsen wurde bald wieder getrübt, denn sie mußten zur Unterhaltung der fremden Truppen 21 Millionen Mark Kriegskosten aufbringen. Um dem Lande das Drückende dieser Last zu erleichtern, übernahm der Kurfürst in seinem Edelmuthe ein Drittheil jener Summe selbst (7 Millionen Marzk). Vor Allem lag ihm die Beschleunigung des Friedensabschlusses mit dem französischen Kaiser am Herzen, weshalb er persönlich mit ihm verhandeln wollte. Napoleon befand sich in Berlin. Unser Kurfürst reiste dahin ab, allein der rastlose Kaiser hatte sich schon nach Posen zu seinem Heere begeben. Hier setzten die sächsischen Gesandten die Verhandlungen fort, und am 11. Dezember 1806 kam zwischen Frankreich und Sachsen der Friede zu Stande, dessen Haupt- bestimmungen folgende waren: 1. Der Kurfürst von Sachsen tritt dem Rheinbunde bei. 2. Der Kurfürst von Sachsen erhält den Königstitel. 3. König Friedrich August ertheilt den Katholiken in allen Stücken dieselben Rechte, welche die evangelischen Unterthanen haben. Am 16. Dezember durchritten 20 blasende Postillone die Residenz und verkündeten den Bewohnern den zu Stande gekommenen Friedens- schluß. Am 20. Dezember bot sich den Dresdnern ein anderes Schauspiel dar. Auf den Straßen erschien ein Reiter in der Tracht eines Heroldes. Es war ein Hoffourier, welcher an acht Plätzen anhielt und mit lauter Stimme die Erhebung des Kurfürsten zum Könige von Sachsen ausrief. So war denn unser Kurfürst in die Reihe der Könige eingetreten. Von nun an beginnt die Zählung der Fürsten bei gleichem Namen von neuem; Friedrich August der Gerechte war als Kurfürst: Friedrich August III., aber als König: Friedrich August I. *) Die Kavallerie mußte die Pferde zurücklassen.