— 378 — Trotz alles Jubels konnte man sich aber doch nicht recht glücklich fühlen. Niemand wußte, ob nicht in der nächsten Zeit von neuem der Ruf zu den Waffen ertönen werde; denn der junge, vom Glück begünstigte französische Held war kein Friedens-, sondern ein Schlachten- kaiser. In der That führte er auch sein Heer sehr bald wieder zu neuem Kampf, und diesmal gegen Oesterreich. Alle Mitglieder des Rhein- bundes mußten Truppen zur französischen Armee stellen, und so hatte auch unser Sachsen gegen 19000 Mann mit ins Feld rücken zu lassen. Nicht weit von Wien, bei dem Dorfe Wagram, wurden unsere Landsleute mit den Franzosen den Oesterreichern entgegengeführt. Zwei furchtbare Tage (5. und 6. Juli 1809) und eine eben so furcht- bare Nacht durchlebte man hier. Mit den aufwirbelnden Feuersäulen brennender Dörfer und mit dem Krachen der Feuerschlünde vereinigte sich das Blitzen und Donnern eines heftigen Gewitters. Der Tod hielt in beiden Heeren eine furchtbare Ernte. Durch ein Mißverständniß wurde unsern Sachsen noch ein besonderer Verlust zugefügt. Sie trugen wie die Oesterreicher weiße Monturen. Ein Befehlshaber einer Abtheilung Sachsen hielt eine andere Abtheilung seiner Landsleute für feindliche Truppen und führte seine Leute gegen sie. Ohne es zu ahnen, standen gleiche Waffenbrüder einander gegen- über und richteten ihr tödtliches Geschoß gegen einander. Längere Zeit hatte der Freund dem Freunde mörderische Kugeln zugesandt, endlich kam der unglückselige Irrthum an den Tag. Der Ausgang der Schlacht war für die Oesterreicher unglücklich. Ihr Kaiser mußte einen Waffenstillstand eingehen, dem endlich zu Wien den 14. Oktober 1809 der Friede folgte. Abermals hatten die Sachsen nicht blos ihre Söhne für den französischen Kaiser bluten sehen, auch ihr Land hatte unter dem Drucke dieses Krieges seufzen müssen. In Sachsen waren nur 3000 Mann zurückgeblieben, welche das Land gegen den Einfall der Oesterreicher von Böhmen her nicht schützen konnten. Unser König sah sich daher in Dresden nicht mehr sicher, er verließ mit seiner Familie Sachsen und begab sich nach Frankfurt a. M., wo er längere Zeit verweilte. In der That fielen die Oesterreicher in Sachsen ein und besetzten Dresden. Andere fremde Truppen durchstreiften das Land, leerten die Kassen und hoben Rekruten aus. Zwar nahm dieser unglückliche Zustand bald wieder ein Ende, weil Napoleons Bruder, König Hieronymus von Westfalen, mit einem Heere in Sachsen einrückte, allein die Erhaltung der Truppen blieb dessenungeachtet für das Land eine drückende Last. Einen Länderzuwachs erhielt Sachsen für die gebrachten Kriegs- opfer nicht, wohl aber wurde das Herzogthum Warschau durch österreichische Besitzungen um 920 Quadrat-Meilen mit nahe 1400 000 Einwohnern vergrößert, so daß das ganze Land.