— 390 — Halsstarrigkeit hatte ihn endlich nach langem Zögern zu diesem Schritte bestimmt. Unerträglich war es nämlich Napoleons Stolze, daß man ihm diesmal Bedingungen vorschrieb, unter welchen der Friede abgeschlossen werden sollte, während er von früher her gewöhnt war, den Frieden zu dictiren. 99. Die Franzosen bei Berggießhübel geschlagen. — Schlacht bei Dresden, den 26. und 27. August 1813. (Morkau.) — Elend um und in Dresden. Zum Schrecken unsers fast bis aufs Blut ausgesaugten Vater- landes entbrannte nach Ablauf des Waffenstillstandes (15. August) der blutige Kampf aufs neue, — jetzt aber mit ungleichen Streit- kräften. Das Uebergewicht befand sich auf Seite der Verbündeten. Napoleons neuer Kriegsplan war klug angelegt. Seine Gegner wollte er einzeln überfallen. Zunächst gedachte er, die Preußen in Schlesien zu schlagen; gleichzeitig sollte einer seiner Feldherren (St. Cyr) von Dresden aus über Berggießhübel nach Böhmen vor- dringen und hier die vereinigten Oesterreicher und Russen überfallen. Napoleons Streitkräfte reichten zur Ausführung dieser Pläne nicht mehr aus, was der Gang der nächsten Ereignisse nur zu bald bestätigte. Ein freundlicher Augustsonntag (den 22.) lockte Dresdens Be- wohner nach Tagen großer Noth hinaus in Gottes freie Natur. Plötzlich erfüllte die harmlosen Spaziergänger eine neue Schreckens- kunde. Ein blutbespritzter Dragoner sprengte zum pirnaischen Thore herein und verkündete der in banger Besorgniß harrenden Menge, daß die Franzosen bei Berggießhübel zurückgeschlagen worden und daß die Russen und Oesterreicher im Anzuge seien. Wie ein betäubender Donnerschlag wirkte diese Botschaft auf alle Gemüther. Nur zu bald bestätigte es sich, daß es sich nicht um blinden Lärm handle. Ganz deutlich bemerkte man auf den Anhöhen über Leubnitz und Räcknitz hinaus dunkle Massen von Kriegern auftauchen, die sich wie ein unheilbringendes Wetter weiter vorwärts drängten. Mit jeder Stunde steigerte sich die Bestürzung der Bewohner Dresdens. War auch die Befestigung der Stadt außerordentlich vor- geschritten, so sah man doch voraus, daß 20 bis 25 000 Franzosen nicht im Stande sein würden, dieselbe gegen ein Heer von beinahe 200 000 zu halten. In wenig Tagen umgab die Stadt ein Halb- kreis von Kriegern, der von Blasewitz bis ans Schusterhaus reichte. Da brach die Nacht vom 25. zum 26. August herein. Schlaf kam in Dresden in keines Menschen Auge. Kanonen und Wagen rollten aus dem Innern der Stadt nach den Vorstädten zu, während auf den benachbarten Anhöhen zahllose Wachtfeuer zum Himmel empor loderten.