— 436 — Frankfurt am Main das weitere Schicksal des geliebten Vaterlandes abzuwarten. Unter noch viel traurigeren Verhältnissen begleitete er 1813 seinen Onkel Friedrich August den Gerechten auf der Flucht ins Ausland, und als man diesen später als Gefangenen nach Berlin abführte, verweilte er fast 1½ Jahr in Prag. Als es ihm 1815 vergönnt war, in den Sitz seiner Bäter nach Dresden zurückkehren zu können, da fand er das alte Wettinerland gewaltsam zerrissen. Eine tiefe Wunde wurde ihm ferner im Jahre 1822 geschlagen. Mit seinen beiden jüngeren Brüdern, den Prinzen Clemens und Johann, trat er gegen Ende des Jahres 1821 eine Reise nach Italien an. Hier überfiel alle drei ein hitziges Fieber, und fern vom Heimatlande endete Prinz Clemens (in Pisa) zu Anfange des Jahres 1822 sein hoffnungsvolles Leben. Auch von häuslichem Leid sollte Friedrich August nicht frei bleiben. Seine erste Gemahlin, Erzherzogin Karoline von Oesterreich, Tochter Kaiser Franz II., kämpfte bis an ihren Tod, der 1832 erfolgte, mit steter Krankheit. In demselben Jahre hatte Friedrich August auch den Tod einer seiner Schwestern (Maria) zu beklagen, welche mit dem Großherzog (Leopold II.) von Toskana verheiratet war. Ueberhaupt lichtete der Tod den Geschwisterkreis sehr bedeutend, denn im Jahre 1829 war die jüngste der Schwestern, Marie Josephe, Gemahlin des Königs (Ferdinand VII.) von Spanien, cbenfalls mit Tode abgegangen. Neben dem Schmerze erblühte Friedrich August in seinem häuslichen Leben auch so manche Freude. Im Jahre 1833 ver- mählte er sich nämlich zum zweiten Male mit der Prinzessin Marie von Bayern, Tochter des edlen Königs Maximilian von Bayern. Die damalige Prinzessin Marie fand in Dresden bereits eine Schwester vor. Es war dies die Prinzessin Amalie, Gemahlin des Prinzen, später des Königs Johann. Durch die Verheiratung der beiden fürstlichen Brüder mit bayerischen Prinzessinnen trat unsere Königs- familie nicht blos mit dem bayerischen Königshause in nahe Ver- wandtschaft, sondern auch mit dem österreichischen und preußischen Fürstenhause. Die Mutter des jetzigen Kaisers Franz Joseph von Oesterreich war eine Zwillingsschwester der verwitweten Königin Marie, und die Witwe des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war eine Zwillingsschwester der Königin Amalie. Außer dem reichen Schatze von Erfahrungen hatte sich Friedrich August auch einen reichen Schatz von Kenntnissen angeeignet. In alter Zeit war man bei den heranwachsenden Prinzen hauptsächlich auf Ausbildung der körperlichen Kraft und Gewandtheit bedacht. Die Uebung in den Waffen und die Kenntniß des Kriegswesens nahm den größten Theil der Unterrichtszeit in Anspruch. In der neueren