— 437 — Zeit konnte diese einseitige Bildung nicht mehr genügen. Die An- sprüche an dieselbe steigerten sich. Auch unser Fürstenhaus verschloß sich gegen diese Anforderung nicht. Anfangs unterrichtete Prinz Maximilian seine Kinder größtentheils selbst. Später erhielten sie die tüchtigsten Lehrer, welche sie, namentlich die Söhne, in den Rechts= und Staatswissenschaften, in der Geschichte, Mathematik 2c. unterwiesen. Seit länger als hundert Jahren zeichnet sich unsere Fürstenfamilie durch regen Sinn für Wissenschaft und Kunst aus. Auch Friedrich August fand bis an sein Lebensende einen hohen Genuß in der ernsten Beschäftigung mit Wissenschaften; ebenso war ihm ein feiner Sinn für die Kunst eigen. Im Landschaftszeichnen leistete er sehr Tüchtiges. Auf seinen Reisen war die Zeichnenmappe sein steter Begleiter. Mit großer Leichtigkeit und mit großem Geschick vermochte er eine Gegend aufzunehmen und wußte hierbei immer recht glücklich den besten Standpunkt für den Zeichner auszuwählen. Arme, talentvolle Künstler fanden in ihm einen helfenden Gönner. Er unterstützte sie nicht blos in ihren Studien, er ließ viele nicht blos auf seine Kosten Kunstreisen unternehmen, sondern er förderte ihr Streben auch durch Ankauf ihrer Werke. Ganz besonders schenkte Friedrich August den Werken Gottes in der sichtbaren Natur seine ungetheilte Liebe. Konnte er sich von dem bunten Gewühle des verzweigten Menschenlebens zurückziehen, suchte er Erholung nach beendigten Regierungsgeschäften, dann eilte er hinaus in Gottes schöne Welt, in den großen Tempel der Natur. Die friedliche Stille derselben, das bunte Gewand, welches Wiese und Feld überkleidet, die mannigfachen Gebilde, welche Thal und Berg dem sinnigen Beschauer darbieten — das alles gewährte seinem edlen Herzen den reinsten Genuß. Außer der Mineralogie war es besonders die Botanik oder Pflanzenkunde, welcher sich Friedrich August zu- wendete. Um seine Kenntnisse in diesem Zweige zu erweitern, durch- forschte er die verschiedensten Gegenden unsers Vaterlandes. Seinem wissenschaftlichen Sinn genügte dies aber noch nicht. Er richtete seinen Blick namentlich auch nach dem pflanzenreichen Süden Deutschlands und Europas. So besuchte er 1838 Dalmatien und Montenegro, auf welcher Reise die meist nur von ihm gesammelten Pflanzen so zahlreich waren, daß das Verzeichniß 62 Druckseiten umfaßte. Zugleich war der königliche Botaniker auf dieser Reise so glücklich, drei neue Pflanzen zu entdecken, deren eine in der Wissenschaft seinen Namen erhielt. Zur Erweiterung seiner botanischen Kenntnisse besuchte er ferner das Riesengebirge, das bayerische Hochland, Böhmen, den Harz, die Karpathen, Schottland, namentlich auch Tyrol. Bei diesen botanischen Forschungen war Friedrich August oft so eifrig, daß ihn keine Entbehrung, keine An- strengung und Beschwerde abzuschrecken im Stande war. Einige Male,