— 442 — Ströme. Reisende, welche nicht zu Fuße gehen wollten, benutzten Posten, Lohnkutscher oder eigenes Geschirr, um so bequem und schnell wie möglich den Zielpunkt ihrer Reise zu erreichen. Auf den Land- straßen zwischen Leipzig und Dresden, Bautzen rc., ferner zwischen Dresden, Zwickau, Plauen 2c. herrschte zu manchen Zeiten ein Verkehr, von dessen Größe wir uns jetzt kaum eine Vorstellung zu machen im Stande sind. Auf einmal verödeten jene Chausseen und verrasten stellenweise. Man stellte Schienenwege oder Eisenbahnen her, auf welchen lange, lange Wagenzüge, von der Dampfkraft in Bewegung gesetzt, einherbrausen, als würden sie von einer unsichtbaren, zauber- haften Kraft getrieben. Die Benutzung des Dampfes als Bewegungsmittel gehört offenbar zu den großartigsten Erfindungen, die je auf der Erde gemacht worden sind. Unserm Sachsen gebührt in Deutschland die Ehre, die erste große Eisenbahn hergestellt zu haben. Im April 1839 war es nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten gelungen, die ganze Eisenbahnstrecke zwischen Dresden und Leipzig befahren zu können. In kurzer Zeit schlossen sich dieser Bahn, die Verbindungs= und Zweigbahnen ungerechnet, noch vier große Staatsbahnen an, und zwar die sächsisch-baperische mit ihrer großartigen Göltzschthal- überbrückung, ferner die sächsisch -schlesische, die sächsisch-böhmische und die Chemnitz-Riesaer Bahn. Millionen von Mark erforderte zwar die Herstellung dieser Bahnen, zumal da weite Thäler zu über- brücken, Felsen zu sprengen und Anhöhen abzutragen waren; allein die Opfer, die dem Lande für die Eisenbahnen auferlegt wurden, bringen dem Verkehre Gewinn auf Gewinn. J) Die Tahre 1848 und 1849. — Friedrich Augusts merkwürdiges Lebensende. In einem Zeitraume von 20 Jahren hatten sich in Sachsen fast alle Verhältnisse umgestaltet. Handel und Gewerbe blühten. Alles war wohlgeordnet. Anstatt erhöhte Steuern dem Laude auferlegen zu müssen, konnte im Gegentheil in jedem der drei Jahre 1841 bis mit 1843 die Hälfte der Gewerbe= und Personalsteuer erlassen werden. Tausende segneten des Vaterlandes glückliche Verhältnisse. Hätte sich alles ruhig und ungestört weiter fort entwickeln und ausbilden können, sicherlich würden die kommenden Jahre mit zu Sachsens goldenem Zeitalter gehört haben. Da drang auf einmal (im Febrnar) 1848 von Frankreich eine Kunde nach Deutschland herüber, die man anfangs für ein Märlein zu halten versucht war, die aber volle Wahrheit enthielt. Abermals hatten nämlich die unruhigen Franzosen auf dem Wege der Revolution ihre Staatsverfassung umgestoßen, ihren König Ludwig Philipp ver- trieben und ihr Reich als Republik ausgerufen, an deren Spitze bald