— 444 — in welchem bei ihnen die Achtung vor dem Gesetze begründet ist. Gott segne unser Vaterland!' Möge dieser Geist der Gesetzlichkeit immer stärkere Wurzeln in unserm Vaterlande schlagen, denn er bildet das sicherste Schutzdach gegen die Stürme von außen, die stärkste Wache für die Freiheit und das Glück im Innern.“ Ganz anders gestalteten sich die Verhältnisse im Jahre 1849. In Frankfurt am Main hatten sich ungefähr 600 Männer versammelt, um eine neue Verfassung für Deutschland ins Leben zu rufen. Als der erste Entwurf zu Stande gekommen war, forderte Preußens König die übrigen deutschen Regierungen auf, diesen Entwurf zu prüfen und demselben ihre etwaigen Wünsche und Vorschläge beizufügen, damit diese bei der zweiten Berathung des Entwurfes mit zur Prüfung und Berücksichtigung gelangen könnten. Die zweite Berathung erfolgte zwar, allein von irgend welcher Berücksichtigung der von den deutschen Regierungen kundgegebenen Wünsche und Vorschläge war nicht die Rede. Hierzu kam, daß, wenigstens einstweilen, ganz Oesterreich von Deutschland ausgeschlossen werden sollte. Was unter solchen Ver— hältnissen mit Gewißheit voraus zu sehen war, trat ein. Oesterreich, Preußen, außerdem noch Bayern, das damalige Königreich Hannover und Kurfürstenthum Hessen erkannten diese Verfassung nicht an. Als verschiedene Deputationen unsern König wiederholt zur Anerkennung dieser Verfassung angingen, sprach er seine Ansichten, wie immer, offen und rückhaltslos aus: „Ich bin immer und mehr“, sagte er unter anderem, „als jeder deutsche Fürst zu Opfern bereit gewesen und bin hierzu noch bereit, werde aber nie den Boden des Rechts verlassen und kann die Reichsverfassung nicht anerkennen, so lange nicht die größeren Staaten Preußen, Bayern 2c. sie anerkennen. Auf diese Weise würde nur ein zerstückeltes, uneiniges, kein großes, mächtiges Deutschland hervorgerufen werden.“ Anstatt die Wahrheit dieser Worte anzuerkennen, mißbrauchten einzelne Stimmführer die freien Volksversammlungen nur dazu, die Menge zu erhitzen, den Samen des Mißtrauens auszustreuen und die Bande der Liebe und des Ver- trauens, welche Jahrhunderte lang das sächsische Volk und seine Fürsten umschlungen hatten, zu lockern. „Wir müssen alles aufbieten, um die Anerkennung der deutschen Reichsverfassung durchzusetzen!“ riefen in höchster Erregung die Sprecher in den Volksversammlungen. Die Menge stimmte bei, ohne zu ahnen, daß sehr viele Stimmführer etwas ganz Anderes im Schilde führten. Ihnen waren die Fürsten im Wege. Diese sollten entfernt werden, und man wollte, dem Beispiele der unruhigen Franzosen folgend, die republikanische Staatsverfassung einführen. Natürlich sah sich dieser und jener schon im Geiste als Präsident an die Spitze der Regierung gestellt. Der großen Menge verschwieg man den eigentlichen Zweck der hervorgerufenen Bewegung, denn viele würden