— 447 — traf endlich die von Preußens Könige zugesagte Hilfe ein. Aus den Aeußerungen einzelner Flüchtlinge konnte man mit Gewißheit ab— nehmen, daß das Militär zwar langsam, aber desto siegreicher vor— schreite. Um so viel wie möglich Menschenleben zu schonen, wurden die Soldaten nur in wenig Fällen zum Sturm auf einige Gebäude geführt; man hielt dagegen den Plan fest, die Aufständischen zu um— zingeln. Am 9. Mai war dieses Ziel glücklich erreicht. Absichtlich ließen die Sieger einen Ausgang frei. Diesen benutzend, eilten die Besiegten am Morgen des genannten Tages scharenweise zur Stadt hinaus, nachdem sich die sogenannte provisorische Regierung aufgelöst und ihre Mitglieder, sowie die Hauptanführer der Aufständischen, die Flucht ergriffen hatten. Daß während dieses langen Kampfes vieles verwüstet und zer- stört wurde, ist erklärlich; daß aber die Aufrührer das alte Opernhaus, sowie ein Haus dem Prinzenpalais gegenüber und drei andere Häuser (auf der Zwingerstraße) absichtlich in Brand steckten, bleibt eine un- verzeihliche Rohheit. Obgleich aus Dresden vertrieben, wollten die Rädelsführer ihren Plan doch nicht ohne Weiteres aufgeben. Noch einmal versuchten sie die fliehende Menge in Freiberg zu einem er— neuten Kampfe zu ordnen, welches Unternehmen aber gänzlich scheiterte. Um neuen Versuchen zu Aufständen vorzubeugen, wurden Dresden, später auch Werdau, in Kriegszustand erklärt. So hatte er ausgetobt, der Kampf, der 31 Soldaten (23 Sachsen und 8 Preußen) und 191 Aufständischen das Leben kostete. Denke man sich, daß die Rebellen einige Zeit Sieger geblieben wären — würde da Sachsen nicht Zeuge von Greueln aller Art geworden sein? Welche Frevel würde man nicht an fremdem Eigenthume, ja vielleicht an dem Leben einzelner Personen verübt haben, gegen welche man vor dem Beginn des Kampfes die gemeinsten Drohungen ausgestoßen hatte! Zugegeben, daß die sogenannte provisorische Regierung, und vielleicht auch einzelne Anführer jener Scharen diese Greuel zu ver- hüten sich bemüht hätten — würden sie aber im Stande gewesen sein, die durch allerlei Versprechungen aufgeregte Menge zu zügeln? Aber, könnte man noch fragen, wie war es möglich, daß in Sachsen Tage eintreten konnten, wie der 3. bis 9. Mai 1849° Hat man nicht jederzeit der Sachsen Sinn für Ordnung und Gesetzmäßigkeit gerühmt? Besaß Sachsen nicht einen König, dessen ehrenwerthen Charakter nicht einmal seine Feinde anzutasten wagten? Läßt sich etwas zur Entschuldigung oder wenigstens zur Milderung dieser traurigen Erscheinung sagen, so ist es hauptsächlich der Umstand, daß man fremden Abenteurern und Aufrührern viel zu viel Einfluß gestattete, daß ferner sehr viele, anfangs von dem Strudel allgemeiner Bewegung mit fortgerissen, sich von den Rädelsführern dann einschüchtern ließen, als sie mit Schrecken das Verwerfliche ihres Beginnens erkannten,