— 450 — Straße sich zu senken begann, ab, legte unter das hintere linke Rad den Hemmschuh und führte das Sattelpferd am Zaume. Schritt vor Schritt wurde gefahren, jedem Steine suchte der vorsichtige, mit dem Wege genau bekannte Postillon auszuweichen. Als er jetzt an einer 3⅛ Meter breiten Wendung anlangte, wendete er alle Sorgfalt an, sie gut auszufahren, was ihm auch vollständig gelang. Aber nichtsdesto- weniger kam mitten in der Wendung der Wagen zum Sturz, der König saß zur Rechten, eine offene Karte in der Hand, auf welcher er dem zu seiner Linken sitzenden Begleiter (dem Major von Zezschwitz) die Gegend erläuterte; der Lakai saß auf dem Bocke.“ Auf einmal begann der Wagen zu schwanken, und der König rief dem Postillon ein lautes Halt! zu. Augenblicklich gehorchte derselbe; allein der Wagen stürzte dessenungeachtet um, ohne daß sich die eigentliche Ursache erklären läßt. Da der Sturz nach der rechten Seite erfolgte, so ward der König nach vorn zu gegen die Pferde hinausgeschleudert, wo sich Sandgeröll und Grasboden befand, und rief wiederholt: „Haltet nur die Pferde!“ Major von Zezschwitz wurde über den König hinweg an den Rand des Weges geschleudert, der Lakai fiel zwischen die Pferde. Indem der König sich aufrichten wollte, schlug das Handpferd, das über den Strang getreten war, heftig mit dem rechten Hinterfuße aus und traf den edlen Fürsten am Kopfe hinter dem linken Ohr, ein Schlag, der nach ärztlicher Aussage, in Verbindung mit der dadurch hervorgerufenen Gehirnerschütterung tödtlich war. Der Lakai hatte den theuern Fürsten nun sofort von den Pferden fortgezogen und mit Hilfe des Adjutanten und zweier in der Nähe befindlichen Männer bewußtlos an einen Rasenrand niedergelegt, ihm Stirn und Kopf mit frischem Wasser gewaschen und ihn sodann in das nahegelegene Gasthaus zu Brennbüchl getragen, während Major von Zezschwitz nach Imst zurückeilte, um ärztliche Hilfe herbeizuholen. Der herbei- gebrachte Wundarzt fand den unterdes in ein Bett gelegten Monarchen bewußtlos, schlug eine Ader, aus der kaum noch Blut floß, und fand die Wunde selbst, welche über 2 Centimeter lang bis auf den Knochen ging, lebensgefährlich. Der Geistliche von Brennbüchl hatte unterdes den mit dem Tode kämpfenden Fürsten mit den Sterbesacramenten versehen, und ½11 Uhr vormittags, Mittwoch den 9. August 1851 war Friedrich August sanft verschieden, ohne wieder zum Be- wußtsein gekommen zu sein. Welch ein wunderbares Ende dieses edlen Fürsten! Im fremden Lande, getrennt von den Seinen und seinem Volke, mußte er ganz unerwartet seinen Geist aushauchen. Wie unerforschlich sind unsers Gottes Rathschlüsse! Seine Weisheit hat uns nicht blos das Wann, sondern auch das Wo und Wie unsers Todes verborgen gehalten. Tief betrübt umstand die Umgebung den theuern Verklärten,