— 472 — Eine frühere Einrichtung im sächsischen Heere ist jetzt gänzlich beseitigt worden. In gewissen Fällen konnte sich ein ausgehobener Soldat „loskaufen“, d. h. er konnte sich gegen Entrichtung von 900 Mark von der Militärpflicht befreien. Für diesen trat dann gegen die genannte Entschädigung ein anderer in die Armee ein. Jener — der Verpflichtete — hieß „Einsteller“ und dieser — der Stellvertreter — „Einsteher“, welche letztere fast durchgängig aus älteren Soldaten und Unteroffizieren bestanden. Dagegen ist eine früher schon in Preußen bestehende Einrichtung, die unserem Heerwesen bis jetzt fremd war, auf unsere Armee über— gegangen. Junge Männer, welche einen höheren Bildungsgrad besitzen und welche im Stande sind, ihre Unterhaltung, ihre Bekleidung und Ausrüstung (Equipirung) selbst zu bestreiten, erhalten — unter dem Namen „Freiwillige“ — die Vergünstigung, daß sie mit Einem Jahre ihre Dienstzeit in der activen Armee beendigen können; der Verpflichtung zum Eintritt in die Reserve und Landwehr sind sie aber nicht enthoben. Die Umgestaltung unsers Heerwesens brachte unserer Armee auch neue Truppengattungen, und zwar 2 Regimenter Ulanen, sowie später (1876) 2 Husaren-Regimenter, in welche 2 Reiter-Regimenter verwandelt wurden.“) Der Kommandant der königlich sächsischen Armee, welche das 12. norddeutsche (jetzt deutsche) Armeecorps bildet, war bis zu seiner Uebernahme der Regierung (1873) Kronprinz Albert; ihm folgte sein Bruder Prinz Georg als kommandirender General. Da seit dem Eintritte in den Norddeutschen Bund die Erhaltung eines Soldaten in Friedenszeit durchschnittlich in einem Jahre auf 675 Mark angesetzt worden ist, so bedarf unser Vaterland für seine Armce jährlich ungefähr 15 Millionen Mark, während es als deutscher Bundesstaat weniger als die Hälfte dieser Summe für die Militär- zwecke aufzubringen hatte. Sehr natürlich, daß diese gesteigerten hluegaben eine nicht unbedeutende Erhöhung der Abgaben zur Folge atten. 110. Schwere Anglüchgfälle. Die Verschüttung in Tugau. — Brand in Tohanngeorgenstadt. — Das „schlagende Wetter“ im Steinkohlenwerke bei Großburgk. Diejenigen unserer Mitbrüder, deren Beruf darin besteht, aus der Tiefe der Erde Schätze allerlei Art ans Tageslicht zu fördern, sind bei ihrer Beschäftigung den mannigfaltigsten Gefahren ausgesetzt. » *) In der früheren Zeit zählte Sachsen ebenfalls Ulanen und Husaren in seiner Armee.