— 473 — Durch sogenannte „schlagende Wetter“, d. h. durch Explosionen ent- zündeter Gase, durch „böse Wetter“, d. h. durch Ansammlung er- stickender Gase, durch verunglücktes Sprengen des Gesteins mit Hilfe des Pulvers, durch Verschüttungen und dergl. sind schon Tausende von Bergleuten schwer verletzt oder auch getödtet worden. Von einem derartigen großen Unglücksfall weiß Altenberg zu berichten, wo in einem Augenblicke 24 Bergleute vergraben wurden. (Seite 178.) Ein weit größeres Unglück ereignete sich aber am 1. Juli 1867 in Lugau zwischen Lichtenstein und Stollberg. Zur Gewinnung von Steinkohlen hatte der Zwickau-Lugauer Steinkohlenbau-Verein hier einen Schacht von bereits 525 m Tiefe unter dem Namen „Neue Fundgrube“ anlegen lassen. Dieser Schacht stürzte am genannten Tage vormittags 10 Uhr zusammen und ver- schüttete 102 Arbeiter, welche sich wahrscheinlich in einer Tiefe von 466 m befanden. Wie durch ein Wunder entkamen 3 Arbeiter dieser Verschüttung. Durch ein verdächtiges Knattern der Schacht- hölzer aufmerksam gemacht, suchten sie sich eiligst zu retten, was ihnen auch gelang. Außer der allgemeinsten Theilnahme, welche dieses entsetzliche Unglück fand, bejammerten besonders 44 Frauen, 1 Braut und 137 Kinder die Verunglückten. Da in der Nacht vom 2. zum 3. Juli allein ein sechsmaliges Nachstürzen von Gestein stattfand, da sich ferner auf der Bruchstelle Wasser ansammelte, so stellten sich den sofortigen Rettungsversuchen unübersteigliche Hindernisse entgegen. Noch mehr: Das wiederholte Nachrollen der Erdmassen wurde für die mit der Rettung Beschäftigten höchst lebensgefährlich. Es sah sich daher die Regierung genöthigt, von bergbaukundigen Männern in reifliche Erwägung ziehen zu lassen, auf welche Weise die Rettung der Verunglückten bewerkstelligt werden könne. Nach eingehenden Erörterungen gelangten diese zu der traurigen Ueberzeugung, daß die Rettungsversuche zu keinem Ziele führen könnten, daß man vielmehr neues Menschenleben der größten Gefahr aussetzen würde. Die Regierung hat die Gründe, warum man die weiteren Rettungsversuche eingestellt, öffentlich bekannt gemacht. Kaum waren die Thränen der jammernden Witwen und Kinder etwas gestillt und kaum war der Noth durch eingegangene Unter- stützungen aus allen Gegenden Deutschlands einigermaßen Abhilfe wiederfahren, da brach am 19. August 1867 ein neues schweres Unglück über eine arme Gebirgsstadt — Johann-Georgenstadt — herein. Vormittags ½10 Uhr schlug aus einem Hause am Markte eine Feuerflamme empor. Mit rasender Schnelligkeit griff das gefräßige Element um sich. Nach 2½ Stunden wogte ein unabsehbares Feuer- meer über der Stadt, und nach ungefähr ebensoviel Zeit lagen