— 478 — Heerwesen größtentheils nach dem preußischen umgestaltet. Die königlich sächsischen Truppen bildeten das 12. norddeutsche Armeecorps, zu dessen kommandirenden General der Kronprinz Albert 1867 ernannt wurde. Im Juli 1870 entbrannte ein blutiger Krieg zwischen Frankreich und Deutschland (Seite 463), an welchem das 12. norddeutsche Armeecorps unter der bewährten Führung ihres Kommandanten Theil nahm. Am 18. August wurde unseren Truppen und ihrem bewährten Führer bei Gravelotte-St.-Privat volle Gelegenheit geboten, in den blutigen Kampf mit einzutreten und an dem siegreichen Ausgange des Riesenkampfes wesentlich Theil zu nehmen. Der siegreiche Ausgang des Kampfes für die Deutschen bei St.-Privat ist hauptsächlich dem 12. Armeecorps unter der meisterhaften Führung unsers damaligen Kronprinzen zu ver- danken. Nachdem nämlich der Ausgang der Schlacht sich zweifelhaft gestaltete, ja der Sieg sich den Franzosen zuzuneigen begann, da kam für die Deutschen Hilfe in der Stunde der größten Gefahr. Kronprinz Albert erschien mit seinen Sachsen auf dem Kampf- platze und durch den neuen Angriff der Deutschen fiel St.-Privat in ihre Hände. Noch am Abende dieses Siegestages wurde der Kronprinz zum Kommandanten einer neu zu bildenden vierten, der Maas-Armee, ernannt. Am 30. August vernichtete der Kronprinz bei Beaumont einen von den Franzosen fein angelegten Kriegsplan, nach welchem man dem in Metz eingeschlossenen Feldmarschall Bazaine zu Hilfe kommen wollte. Neue Lorbeeren pflückte Kronprinz Albert vor den Mauern der „Weltstadt“ Paris, welche im Süden von der dritten und im Nordosten von der vierten Armee eingeschlossen wurde. Die von den in Verzweiflung gerathenen eingeschlossenen Truppen unternommenen Ausfalls= und Durchbruchsversuche wurden wiederholt siegreich zurück- geschlagen. Einer der wichtigsten von der vierten Armee unter der Führung ihres Oberbefehlshabers vor Paris errungenen Vortheile war die Einnahme des Mont Avron, welchen die Franzosen nach einem dreitägigen furchtbaren Artillerieangriff den Siegern über- lassen mußten. Endlich sahen sich die Franzosen in die Nothwendigkeit versetzt, um Frieden zu bitten, der am 10. Mai 1871 in Frankfurt am Main zum Abschluß gelangte. Von unsers Kronprinzen militärischer Tüchtigkeit und seinem ehrenhaften Charakter zeugen zu unserer großen Freude die ver- schiedensten Urtheile; Urtheile, welche um so mehr ins Gewicht fallen, da viele von Nichtsachsen herrühren. Als die sächsischen Waffen- brüder am 15. Juli 1871 unter dem tausendstimmigen Hurrah der unabsehbaren Menschenmenge ihren Einzug in dem festlich geschmückten