— 493 — fast unerschwinglichen Preis. Beglückten uns auch in den nächsten Jahren fruchtbare Zeiten, so wurde es doch dem Landmann ungemein schwer, seinen Viehstand zu vermehren, weil es an Gelegenheit zum Ankauf von Zuchtvieh fehlte. Die einmal in die Höhe gegangenen Preise wollten nicht weichen. Vielleicht hätte sich im Laufe der Zeit alles wieder besser gestaltet, wäre nicht im Jahre 1845 ein neuer Feind aufgetreten, der die Hoffnungen auf wohlfeilere Zeiten gänzlich zu nichte machte. Es war dies die Kartoffelkrankheit, welche gleichzeitig in Europa und Amerika auftrat. Zunächst zeigte sich diese Krankheit am Kartoffel— kraute, welches welk und in kürzester Zeit schwarz ward. Hierauf theilte sich dieselbe den Knollen mit. Diese wurden weich und wässerig und hatten einen seifigen Geschmack. Schon auf dem Felde machten sich die kranken Kartoffeln durch einen moderigen Geruch bemerkbar. Im Keller aufbewahrt, wurde die kranke Frucht in kürzester Zeit schwarz, ging in Fäulniß über und war für Menschen und Thiere ungenießbar. Sehr natürlich, daß für alle Lebensmittel immer höhere Preise bezahlt werden mußten. Die früheren Arbeitslöhne, die früheren Gehalte erschienen nirgends mehr als genügend, und Arbeiter, Hand- werker, Beamte erklärten allerorts, daß sie mit den zeitherigen Ein- nahmen auszukommen nicht mehr im Staände seien, zumal nicht blos die Lebensmittel, sondern die Wohnungsmiethen, Brennmaterialien, Bekleidungsstoffe und dergleichen bedeutend höher im Preise standen. In allen Lebensverhältnissen mußten die Geldverhältnisse eine Umgestaltung erfahren. Der Handarbeiter steigerte seinen Tages-, der Professionist seinen Arbeitslohn, und der Besoldete bat wieder- holt um Aufbesserung seines Gehaltes. Ein Glück noch war es, daß wenigstens nach manchen Beziehungen hin einige Ersparnisse ermöglicht wurden. So erfordert z. B. die Beleuchtung seit Benutzung des Petroleums jetzt einen weit geringeren Aufwand als früher; selbst die so hochgestiegenen Feuerungskosten sind jetzt eher im Abnehmen als Zunehmen begriffen, worauf die Verbesserung der Oefen und das Auffinden von mächtigen Braun= und Steinkohlenlagern vortheil- haft wirken. Jene Dürre hatte noch eine andere Wirkung zur Folge. Aus- gebrochene Feuersbrünste nahmen gewöhnlich mit reißender Schnelligkeit einen furchtbaren Umfang an. Glühendheiße Schindeldächer und aus- getrocknete Sparrwerke fingen Feuer wie Zunder, und oft war kein Tropfen Wasser zum Löschen vorhanden. In jenem Jahre wurden z. B. die Städte Kamenz fast gänzlich, Sayda und Oschatz zum größten Theil in einen Schutthaufen verwandelt. Im Jahre 1880 traten in Europa und Anmerika verschiedene Naturereignisse in ganz außerordentlich verheerender Weise auf.