— 494 — Heftige Erdbeben, gewaltige Wasserfluten, furchtbare Hagelwetter suchten verschiedene Länder der beiden Erdtheile heim. Auch in unserem engeren Vaterlande wurden in verschiedenen Gegenden die hoffnungsvollen Aussichten auf eine reichgesegnete Ernte in wenig Minuten durch Hagelschlag vernichtet. Im Monat Juni 1880 wurde ganz besonders die Oberlausitz durch große Wasserfluten auf außer— ordentliche Weise betroffen. So haben wir die wichtigsten Ereignisse in unserem lieben Sachsenlande zu unserer Kenntniß gebracht. Wir haben unser Vater— land groß und einflußreich gesehen; wir haben aber auch Zeiten kennen gelernt, zu welchen es von anderer Habgier und Herrschsucht aus seiner Stellung verdrängt wurde. Wir haben es begleitet durch böse und gute, durch trübe und heitere Zeiten. Schien es auch manch- mal, als sollte es des Krieges Drangsal und der Feinde bösem Rath und Willen erliegen, immer und immer wieder bewährte sich das Wort: „Man kann Sachsen alles nehmen, nur nicht den Segen Gottes."“ Zwar sind jetzt die unserem Vaterlande gezogenen Grenzen eng; es giebt aber noch eine Größe, durch welche sich ein Volk nach außen hin Achtung und Geltung verschaffen kann. Was machte das alte Athen groß? Was machte es berühmt für alle Zeiten? War es der Umfang seines Gebietes? War es die Größe seiner Heeresmacht? Nichts von dem; wohl aber war es die Höhe der Bildung, auf welche sich Athens Bewohner geschwungen. Hat nicht Sachsen in dieser Beziehung von jeher in der Reihe der europäischen Staaten mit den ersten Rang eingenommen? Ist nicht von Sachsen aus die Reinigung der christlichen Kirche in ihren Lehren und Gebräuchen ausgegangen? Sind nicht viele seiner Anstalten zu Musteranstalten anderer Länder geworden? Zählte man nicht zu allen Zeiten die Sachsen mit zu den gebildetsten Völkern Europas? Befinden sich nicht seine staatlichen, seine industriellen, seine land- wirthschaftlichen Verhältnisse in blühendem Zustande? Steht Sachsens Regentenhaus nicht hochgeachtet in ganz Europa da? — An diesem Lande und seinen Fürsten sollten wir nicht mit unverbrüchlicher Treue hangen? Diesem Lande und seinen Fürsten sollten wir nicht die ungetheilteste Liebe schenken? Der Name Sachsen hat allerorts einen guten Klang. Diese Thatsache sei nicht blos unser Stolz, sie sei uns auch ein Ansporn, dieses Namens Glanz und Ruhm in seiner Lauterkeit zu erhalten und immer mehr fördern zu helfen. „Gott hat geholfen! Gott hilft noch! Gott wird weiter helfen!“ Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.