—3 — schon mit unverhohlenem Interesse zugesehen hatte, langsam heran und sagte: „Ick möcht woll unnerschrewen, aberst“ — Der Geometer ließ ihn nicht ausreden und wandte sich sofort an Bismarck: „Der Mann will unterschreiben, Herr Deich- hauptmann.“ — „Schön, mein Sohn,“ antwortete dieser und sah ihn fest an. Der Bauer hatte gewiß noch mehr sagen wollen, aber unter dem Banne dieser Augen griff er ungeschickt nach der Feder und malte seine Hieroglyphen unter das Akten- stück. Der Bursche rückte den Tisch ein klein wenig zur Seite, und schleunigst verschwand der Bauer durch die Ausgangstür des Zimmers. Dann kam noch einer und noch einer, und nach einer halben Stunde hatten alle unterschrieben, ganz zuletzt der alte Bauer, der zuerst gesprochen hatte. Als die Verhand- lung geschlossen war, drückte der Geometer seine Verwunderung aus, daß alles so glatt verlaufen war. Lachend erwiderte Bis- marck: „Ja, mein Lieber, man muß mit der Bande eben um- zugehen werstehen.“# Schönhausen, 1848. Unterredung mit dem Landrat von Kleist- Retzow, betreffend die beste Regierung für Preußen.“") Als Kleist-Retzow im Jahre 1848 ein Ministerium bilden sollte, dies aber ablehnte, weil er sich durchaus nicht für be- fähigt dazu hielt, und dann zu Bismarck nach Schönhausen fuhr, um es seinem Freunde mitzuteilen, rief ihm dieser zu: *) Einige Aufzeichnungen über Gespräche Bismarcks aus dieser ältesten Zeit findet man in dem Werke Ernst Ludwig von Gerlach, Aufzeichnungen aus seinem Leben und Wirken 1795—1877. Herausgegeben von Jakob von Gerlach Bd. I. S. 425 (Bismarcks christlicher Glaube ursprünglich Pantheist), (Befürwortung der Trennung von Staat und Kirche). **) A. Andrae Roman, Erinnerungen eines alten Mannes an den Fürsten Bismarck im „Daheim“ 1899, S. 154. 1*