— 355 Bauern an der Elbe würde jetzt wohl keiner ein Ehren— amt übernehmen wollen, obgleich sie ihren Kindern Haus- lehrer halten und Klavierunterricht geben lassen, und sich in den vordersten Reihen der Zivilisation fühlen.“) Berlin, Ende Januar 1870. Aeußerung, betreffend die Steuerreform in Preußen und im Zollverein. Bismarck: „Die Diskussion der Steuerprojekte angesichts neuer Wahlen hat stets ihr gutes. Man möge die Vorlagen betreiben ohne Leidenschaft und stets zeigen, daß nicht die Regierung, sondern daß das Land leidet, wenn die Eröffnung neuer Einnahmequellen versagt wird. Was die einzelnen Steuern anlangt, so empfehle ich für den Zollverein eine solche auf Tabak, Kaffee und Petroleum, für den Nord- deutschen Bund möchte sich eine Stempelsteuerreform trotz der sich darbietenden Schwierigkeiten empfehlen, außerdem eine Besteuerung des Bieres und der Kartoffelstärke, da deren Fabrikation nicht die für die Landwirtschaft wertvollen brauch- baren Futterrückstände liefert wie der Spiritus.“ *) Am 8. Dezember 1869 bestärkte Bismarck während eines fast dreistündigen Aufenthaltes in seinem Arbeitszimmer Forcken- beck in der Ueberzeugung, daß er, der Ministerpräsident vor allen Dingen national, unitarisch deutsch sei, daß er, vermöge dieser Erundgesinnung gegenüber den inneren preußischen Dingen immer objektiver wurde, und daß er anfing, mit Milde alle Standpunkte zu betrachten und aus ihnen das Richtige für das jeweilige Staats- interesse zu erkennen. Aus Forckenbecks Briefen an seine Ge- mahlin von M. Philippsohn. „Deutsche Revue“ Februar-Heft 1899.