568 kurzen Einleitung über die Geschichte der Quellen — 188 1—7 — der gesamte Stoff des Privatrechts, sowohl des ius civile als des ius honorarium nach dem bekannten, I $ 8 ausgesprochenen, indessen wohl nicht von G selbst erfundenen System per- sonae, res, actiones behandelt wird. Vgl hierzu Krüger. c. 249—252. Die längste Zeit waren die Institutionen des G verschollen, und man kannte sie nur aus einem in der lex Romana Wisigotho- rum enthaltenen Auszug in zwei Büchern, der sog Epitome Gaii, die bis zum 3. Buch des Originals reicht, aber wohl nicht un- mittelbar auf ihm, sondern auf einer im 4. oder 5 sc abgefaßten Neuredaktion be- ruht. Vgl Krüger. c. 418-420; Kar- lowa RömRG 1 980—82; Hitzig ZGSt 93 187—88. Ausg der Epitome Boecking im Corpus iur Antejust, 41; Haenel LexRomWis, 49. Außerdem sind zahlreiche Fragmente des G außer in die Institutionen Justini- aus noch in die Collatio (s. d.) und die Werke Priscians und Boethius’ überge- gangen. Das Originalwerk des G wurde, fast vollständig erhalten, von B. G. Niebuhr im Jahre 1816 in einem Palimpseste der Bibliothek des Veronaer Domkapitels, ent- haltend die epistulae und die polemica des heiligen Hieronymus, entdeckt. Schon vorher hatte Scipio Maffei ein Blatt des Manuskripts, das der zweiten Beschrei- bung entgangen war, veröffentlicht, was aber bis zu der Entdeckung Niebuhrs we- nig beachtet worden war. Wie es uns heute vorliegt, ist das Ma- nuskript bis auf drei Blätter, von denen übrigens eins mit Hilfe anderer Quellen ergänzt werden kann, intakt, jedoch äußerst schwer leserlich. Geschrieben ist es im Laufe des 5. sc in Unzialbuchstaben mit zahlreichen, bis dahin unbekannten Abkürzungen sowie vielen Fehlern und Unrichtigkeiten, die mit die Veranlassung waren, daß man in der Handschrift, in- dessen mit Unrecht, ein nachgeschriebe- nes Kollegienheft erkennen wollte. Vgl Dernburg Die Institutionen des G, ein Kollegienheft aus dem Jahre 161 p. Chr, 69; hiergegen vor allem Karlowa RömRGesch 1 724. — Entziffert und her- ausgegeben wurde die Handschrift zuerst von Goeschen, Bekker und Bethmann- Hollweg, später von Bluhme. Letzterer wandte bei seinen Studien übrigens Gaius — Galiani. äußerst energisch wirkende Chemikalien an und erreichte so zwar die Entzifferung einer Reihe bis dahin unleserlich geblie- bener Stellen, brachte gleichzeitig aber das Manuskript so in Gefahr, daß man es lange Zeit für verloren hielt. In den Jahren 186668 hat endlich Studemund eine neue, mit großer Ge- nauigkeit ausgeführte Lesung des G vor- genommen, deren Resultate er in einem Faksimiledruck unter dem Titel Gaii in- stitutionum commentarii IV, Codicis Vero- nensis denuo collati apographum 1874 herausgegeben hat. Eine erneute Durch- sicht in den Jahren 1878—83 führte zu neuen, 1885 als Supplement zum apogra- phum herausgegebenen Lesarten. Hier- durch ist es gelungen, das Werk bis auf etwa des ursprünglichen Umfangs olletärdig wiederherzustellen. Von den modernen Ausgaben des G ist die von Krüger und Studemund in der Collectio 1906 die beste, neben der wegen ihres Kommentars die von Huschke, 1903 von Seckel und Kübler neu herausge- geben, zu nennen ist. Die in Girard’s tex- tes enthaltene Ausgabe folgt in der Haupt- sache Krüger und Studemund. Große Hoffnungen auf eine weitere Er- gänzung des G hatte man auf einen im Jahre 1898 durch Emile Chatelain in Au- tun gemachten Fund eines Palimpsestes gesetzt. Der genannte französische Ge- lehrte hatte ein, anscheinend im 5. sc in Halbunzialbuchstaben geschriebenes Ma- nuskript von 19 Blättern entdeckt, das im 7 sc abgeschabt worden war, um den In- stitutionen Cassians Platz zu machen. — Man glaubte hierin ein zweites Exemplar der Institutionen des G zu besitzen, allein durch die, übrigens äußerst. schwierige Entzifferung des Palimpsestes ergab es sich, daß derselbe nur eine, anscheinend für Unterrichtszwecke bestimmte, ziemlich schwülstige Paraphrase des G enthielt, die den Text des Veroneser Exemplars noch dazu nur an sehr wenigen Stellen ergänzt. Beste Ausgabe von Krüger-Chatelain in der Collectio; vgl auch Girard textes, der sie den Institutionen des G folgen läßt. Krüger Gesch d. Quellen etc 183—191, 243—47; Kar; lowa mRGesch 721 ff; Girard textes 201 fl: Kipp Gesch d. Quellen. Erdmann. Galiani, Fernando, * 2. Dez 1728 zu Chieti, im diplomatischen Dienste seines Vaterlandes 1760—1770 in Paris lebend, T 30. Okt 1787 in Neapel. Ausgezeichnet durch schriftstellerische Begabung und