— 900 — (Nr. 6075) Bekanntmachung über die Gewährung von Sterbegeld und Hinterbliebenenrenten bei Gesundheitsschädigung durch aromatische Nitroverbindungen. Vom 12. Oktober 1917. D. Bundesrat hat auf Grund des §& 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichs-Gesetzbl. S. 327) folgende Verordnung erlassen: & 1 Wenn eine nach dem dritten Buche der Reichsversicherungsordnung ver- sicherte Person bei Herstellung von Kriegsbedarf sich eine Gesundheitsschädigung durch nitrierte Kohlenwasserstoffe der aromatischen Reihe (z. B Dinitrobenzol, Trinitrotoluol, Trinitroanisol) zuzieht und infolge ihrer Einwirkung stirbt, so sind Sterbegeld und Hinterbliebenenrenten unter entsprechender Anwendung der Vorschriften der Reichsversicherungsordnung auch dann zu gewähren, wenn der Tod nicht als Folge eines Unfalls, sondern als Folge einer allmählichen Ein- wirkung der genannten Stoffe anzusehen ist. 82 · WarderBerstorbenesinmehrerenBetriebcnbeschäftigt,welchedieimsl genannten Stoffe herstellen oder verarbeiten, so hat derjenige Versicherungsträger die Bezüge festzusetzen und zu gewähren, dem der Betrieb angehört, in welchem der Verstorbene zuletzt mit jenen Stoffen beschäftigt worden ist. (3 Der Reichskanzler kann besondere Vorschriften zur Ausführung dieser Verordnung, insbesondere über die Aufbringung der Mittel erlassen. 4 Diese Verordnung gilt rückwirkend für die seit dem 1. August 1914 ein- getretenen Todesfälle. Die Frist zur Anmeldung von Ansprüchen aus zurück- liegenden Todesfällen läuft frühestens mit dem 1. Februar 1918 ab. Ansprüche auf Sterbegeld und Hinterbliebenenrenten, die seit dem 1. August 1914 rechtskräftig abgelehnt worden sind, weil die schädigende Einwirkung der im & 1 genannten Stoffe nicht die Folge eines Unfalls gewesen ist, hat der Versicherungsträger nach den Vorschriften dieser Verordnung zu prüfen. Führt die Prüfung zu einem dem Berechtigten günstigeren Ergebnis oder wird es von dem Berechtigten verlangt, so ist ihm ein neuer Bescheid zu erteilen. 5 Der Reichskanzler bestimmt den Jeitpunkt des Außerkrafttretens dieser Verordnung. Berlin, den 12. Oktober 1917. Der Stellvertreter des Reichskanzlers Dr. Helfferich Den Bezus des Reichs-Gesetzblatts vermittein nmur die Wostanstalten. Herausgegeben im Reichsamt des Innern. — Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerel. — —— —„ ——— — —