— 13 — bereits den Antagonismus der romanischen und der germanischen Völker vor, — Jene ohne gemeinsame Ab— stammung, lediglich durch die römische Sprache und Kultur zusammengehalten, — Diese von gemeinsamer Abkunft, noch frisch an Kraft, noch unangefressen durch die Überfeinerung und Entartung der römischen Sitten und Unsitten. Es konnte nicht fehlen, daß das Christentum bei den Romanen und Germanen ebenso verschiedene Gestaltungen annahm, wie dies bei den Völkern von griechischer Sprache und Kultur im Osten Europa's und in Vorderasien der Fall war. Während jedoch Letztere ein abgeschlossenes Gebiet bewohnten, lebten Germanen und Romanen seit der großen Völkerwanderung nicht nur hart neben, sondern zum Teil auch untereinander. Soweit dies letztere der Fall war, durchdrangen sich natürlich germanische und romanische Auf- fassung des Christentums; soweit aber beide Stämme ge- sondert wohnten, machte sich die besondere Auffassung beider mehr geltend. Im skandinavischen Norden erhielten sich die Erinnerungen an das germanische Heidentum noch lange, und noch unter der Herrschaft des Christentums wurden sie in der Edda gesammelt. In Deutschland wurden diese Erinnerungen durch die romanischen Apostel, besonders durch den romanisierten Angelsachsen Bonifatius, bis auf wenige Reste, die sich in die heimliche Welt des Märchens und der Volksgebräuche flüchteten, zerstört; dennoch blieben die Benennungen der meisten Wochentage nach den alten Asen im Gebrauche. Ebenso behielten in den romanischen Ländern die Wochentage die Namen der römischen Götter, und zwar mit Zustimmung der Kirche, und blieben römische Sitten vielfach mit christlicher Färbung bestehen. Seitdem der große Kaiser Karl, ungeachtet mancher Blößen einer der hervorragendsten Kulturhelden in der Welt- geschichte, den altgermanischen Überlieferungen seine Auf- merksamkeit zuwandte, hatten dieselben, unbeirrt durch seines