1 — 46 — die Slawen in die verlassenen Gebiete eingedrungen und hatten die besten Länder- striche besetzt. In harten, jahrhundertelangen Kämpfen mußten Deutsche diese Gebiete nachher wieder erobern. Zum Glück war es den Slawen nicht gelungen, ein einheitliches, großes Reich zu gründen, sonst wäre vielleicht die Elbe die östliche Grenze des Deutschen Reiches geblieben. Nur die Polen dehnten ihre Herrschaft um das Jahr 1000 für kurze Zeit von den Karpathen bis zur Ostsee aus. Aber deutsche Kaiser unterwarfen Teile des Reiches der deutschen Oberhoheit. Innere Wirren kamen hinzu und schwächten Polen. 2. Kimpfe. Karl der Große, Heinrich I. und Otto I. hatten versucht, die unruhigen östlichen Nachbarn zurückzudrängen. Besonders erfolgreich kämpften deutsche Grenzfürsten im 12. Jahrhundert gegen die Slawen, während die Kaiser in dieser Zeit ihre Augen nach Italien richteten. Albrecht der Bär drang von der Nordmark bis zur Havel vor. Heinrich der Löwe eroberte Pommern und Mecklenburg. Im Norden wurde der mächtige Dänenkönig Waldemar, der seine Herrschaft über Holstein, Mecklenburg und Pommern ausdehnen wollte, in der blutigen Schlacht bei Bornhöved 1227 geschlagen und das Land bis zur Eider gerettet. Der Deutsche Ritterorden machte Eroberungen an der Ostsee. Böhmen hielt im 12. Jahrhundert treulich zur deutschen Krone und schien unter Ottokar II. eine deutsche Großmacht im Osten werden zu wollen. Durch die Schlacht auf dem Marchfelde wurde diese Entwickelung zum Stillstand gebracht (S. 48). 3. Friedliche Besiedelung. Die Slawen hatten die östlichen Gebiete nur dünn bevölkert. Gerade der schwerste Boden war unberührt geblieben, weil sie vom Ackerbau nicht viel verstanden und mit ihrem hölzernen Hakenpfluge nur leichten Boden bearbeiten konnten. Die Kämpfe hatten mit der Bevölkerung noch mehr aufgeräumt. Die Grundherren wollten aber Nutzen aus ihrem Lande ziehen und zinsende Bauern haben. Albrecht der Bär, Heinrich der Löwe, pommersche, hol- steinische, ja sogar schlesische und polnische Fürsten, Mönchs= und Ritterorden riefen den deutschen Bauer über die Grenze. Deutschland war stark bevölkert, fast aller Boden urbar gemacht. Der Wandertrieb erwachte wieder. So folgten viele Bauern, die sich daheim nicht wohl fühlten und ihr Los verbessern wollten, gern dem Rufe ins menschenarme Slawenland, wo in weiten Gebieten prächtiger Boden des deutschen Pfluges wartete. Oder es lockten die Silberschätze des Erzgebirges, die die Slawen auch nicht zu heben verstanden. — Sollte eine Gemeinde ge- gründet werden, so übertrug der Grundherr ein Gebiet, das für ein Dorf ausreichte, einem Unternehmer. Dieser führte Ansiedler herbei und verteilte das Land. In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten Stelle steckte er die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten in große Stücke. Jeder Bauer, der ein solches Stück erhielt, baute sein Haus an die Straße, so daß er seinen ganzen Acker hinter seinem Gehöft hatte. So entstanden die langgestreckten Dörfer. Mitunter setzten sich auch Kolonisten in verlassenen slawischen Runddörfern fest. Der Unter- nehmer bekam für seine Mühe ein großes Stück, meist der Dorfflur, wurde Bauern- meister oder Schultheiß und hatte das Recht, eine Mühle, Schenke oder Fleischbank anzulegen. Der Bauer blieb zinsfrei, bis sein Gut ertragfähig war, d. h. bis Wald, Heide und Sumpf urbar gemacht waren. 4. Städte. In den Slawenländern entstanden im 13. Jahrhundert auch Städte mit rein deutscher Bevölkerung. In Holstein wurde auf den Trümmern einer