— 69 — 1 Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasset denselben walten.“ Der Papst war entrüstet und verlangte Luthers Aus- lieferung; aber der fromme Kurfürst Friedrich der Weise schützte ihn. Da- gegen mußte sich Luther 1518 in Augsburg vor dem Kardinal Kajetan verant- worten; aber diese Unterredung war ohne Erfolg. Darauf suchte ihn der Papst durch den Kammerherrn von Miltitz, einen sächsischen Edelmann in päpstlichen Diensten, durch freundliches Zureden zum Schweigen zu bringen (Unterredung in Altenburg). Luther versprach zu schweigen, wenn auch seine Gegner schwiegen. Als aber bald darauf Dr. Eck öffentlich den Ablaß zu verteidigen suchte, hielt sich Luther nicht mehr an sein Versprechen gebunden. Er hatte in Leipzig mit Eck eine mehr- tägige öffentliche Unterredung. Im heftigen Wortstreit sprach Luther seine Über- zeugung zum erstenmal aus, daß die Kirchenversammlungen irren könnten und daß ein göttliches Recht des Papstes nicht in der Schrift begründet sei. Der erzürnte Eck eilte nach Rom und bewirkte, daß der Papst über Luther den Bann aussprach und ihn dadurch aus der Kirche stieß. Luther aber verbrannte die Bannbulle öffentlich 1520 vor dem Elstertore zu Wittenberg und sagte sich 1520 damit für immer von dem Papste los. 8. Reise nach Worms. Im Jahre 1521 berief Kaiser Karl V. einen allgemeinen 1521 Reichstag nach Worms. Hierher wurde auch Luther beschieden. Er versprach zu kommen, wenn ihm sicheres Geleit zugesagt würde. Das geschah. Aber seine Freunde zitterten dennoch für ihn. Als sie ihn an das Schicksal Hussens erinnerten, sprach er: „Und ob sie ein Feuer anzündeten, das zwischen Wittenberg und Worms bis zum Himmel reichte, so wollte ich doch mitten hindurch gehen.“ Am 4. April 1521 fuhr er, von drei Freunden begleitet, in einem kleinen bedeckten Rollwägelchen ab, das ihm der Rat der Stadt Wittenberg zur Verfügung gestellt hatte. Voran ritt ein kaiserlicher Herold. In der Nähe von Worms bat ihn ein Freund nochmals zu fliehen. Luther aber sprach: „Wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, ich wollte doch hinein.“ An allen Orten war sein Wagen von einer großen Menschenmenge umringt, und etliche hundert Reiter begleiteten ihn. bis Worms. Sobald aber der Wächter auf dem Turme des Domes seine Ankunft durch Trompetenstoß ankündigte, sammelten sich wohl an 2000 Menschen um seinen Wagen. 9. Der Reichstag zu Worms. Am folgenden Tage wurde Luther zur Reichs- bersammlung beschieden. Der Reichstag fand im Bischofspalaste statt. Dorthin ging Luther um vier Uhr nach- mittags. Das Gedränge des Volkes auf den Straßen war so groß, daß viele auf die Dächer stiegen, um Luther zu sehen. Luther wurde zuerst in einen großen Saal geführt, wo er zwei Stunden warten mußte. An der Tür stand der Kriegshauptmann Georg von Frundsberg. Der klopfte ihm auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in der allerernstesten Schlacht nicht getan haben. Bist du aber rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen.“ Um Uhr führte man Luther in den Reichstag. Unter einem purpurnen Thron- himmel saß der Kaiser, umgeben von vielen Kurfürsten, Herzögen, Bischöfen, Grafen und Rittern. Auf einer Bank lagen sämtliche Schriften Luthers aufgeschlagen. Man fragte ihn, ob er diese Bücher geschrieben habe. Luther bejahte es. Dann fragte man ihn weiter, ob er seine Lehren und Schriften widerrufen wollte. Da