1804 1 — 106 — mit ihnen Freundschaft. Jetzt brach der Aufruhr offen hervor. Die Sturmglocken wurden geläutet, und jeder griff zu den Waffen. Der König versuchte, in einem Postwagen zu ent- fliehen, wurde aber auf einer Haltestelle vom Postmeister erkannt und von der Bürgergarde nach Paris zurückgebracht. Hier setzte man ihn ab und erklärte Frankreich für eine Republik. Der König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Friedrichs des Großen Nachfolger, wollte dem Könige Ludwig XVI. beistehen und vereinigte sich zu diesem Zwecke mit dem Kaiser. Unter dem Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig rückten die Heere der Verbündeten über den Rhein (1792), aber sie vermochten gegen die wutentbrannten Franzosen nichts aus- zurichten und mußten sich wieder an den Rhein zurückziehen. Durch diesen Feldzug war das Ansehen des preußischen Heeres bedenklich gesunken. In Frankreich aber wurde der Aufruhr immer größer. Die christliche Religion wurde abgeschafft. 1793 fiel des Königs Haupt durch Henkershand, und neun Monate später wurde auch seine Gemahlin, Marie Antoinette, hingerichtet. 3. Schreckenszeit. Der Ruf „Freiheit und Gleichheit!“ erscholl jetzt überall, auf den Straßen und in den Versammlungen. Aber gerade die Männer, die dieses Wort fortwährend im Munde hatten, waren die scheußlichsten Tyrannen: Marat, Danton, Robespierre u. a. Fast jeden Tag wurden 30 bis 40 Personen — einigemale sogar Kinder — hingerichtet. Zeugen hörte man gar nicht an. Wer nur ein Wort des Mißffallens über das Schreckensregiment äußerte, war reif für das Fallbeil (Guillotine). So wurde auch ein Dienstmädchen zum Schafott geführt, weil es gesagt hatte, zur Zeit des Königs sei es doch besser gewesen, ein andermal ein Vater, weil sein Sohn ausgewandert war. Niemand war seines Lebens sicher. Die Scharf- richter waren kaum imstande, die Menge der Verurteilten abzuschlachten. Endlich aber wurden auch die Rädelsführer vom Gericht Gottes ereilt. Marat wurde im Bade erdolcht. Danton und Robespierre endeten unter der Guillotine. 4. Beginn des neuen Zeitalters. Durch die Revolution — so schrecklich sie auch war — wurden doch viele Mißstände in Frankreich beseitigt. Vor allem wurden die Vor- rechte des Adels und der Geistlichkeit abgeschafft und die. Leibeigenschaft der Bauern auf- gehoben. Die Bauern hatten ihrem Herrn nun keine Frondienste mehr zu leisten, der Kirche nicht mehr den Zehnten zu entrichten. In den Städten wurde der Zunft- und Innungs- zwang aufgehoben und jedem Bürger volle Gewerbefreiheit gestattet. Die Steuern wurden nach Besitz und Vermögen verteilt und die höchsten Militärstellen jedem Bürger zugänglich gemacht. 2. Dapoleon I. und das Ende des Deutschen Reiches. 1. Napoleon Bonaparte. In den Kriegen, die die neue Republik führen mußte, zeichnete sich ein Mann aus, dem es schließlich gelang, an ihre Spitze zu treten. Das war der General Napoleon Bonaparte. Er war als der Sohn eines Advokaten auf der Insel jla geboren, besuchte die Kriegsschule zu Brienne und wurde dann Offizier. Beim Ausbruch der Revolution stellte er sich auf die Seite der Republikguer Diese schickten ihn nach Toulon, die Stadt von den Engländern zu befreien. Mit Geschick führte er diese Aufgabe aus. Nun wurde er General, Einen Pariser Volksaufstand brachte er bald dadurch zur Ruhe, daß er mit Kartätschen unter die Aufrührer schießen ließ. Bald darauf übertrüf hm die Rezierung den Oberbefeht über die Armee, die damals in Italien gegen die Osterreicher kämpfte. In kurzer Zeit hatte er den Feind besiegt und sich auch fast ganz Italien unterworfen. Ein Jahr darauf ging er nach Agypten, besiegte 23 afrikanische Fürsten bei Kairo und wurde so auch Herr dieses Landes. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er hier mit großem Jubel ausgenommen. Bald aber vertrieb er die dortige Regierung und machte sich zum ersten Konsul des Landes. Stets folgte der Sieg seinen Fahnen, und seine Soldaten verehrten ihn abgöttisch. Das machte ihn so kühn, daß er sich 1804 zum Kaiser krönen ließ. 2. Ende des Deutschen Reiches. Im Jahre 1800 überschritt Napoleon den Großen St. Bernhard und schlug die Osterreicher bei Marengo. Im Frieden mußte Deutschland das ganze linke Rheinufer an Frankreich gbtreten. Um