— 119 — 1 Am 19. wurde Leipzig erstürmt, und schon am Nachmittage hielten König Friedrich Wilhelm und Kaiser Alexander von Rußland ihren Einzug in die Stadt. Als Blücher auf den Markt kam, umarmte ihn der Kaiser Alexander und sagte: „Mein lieber General, Sie haben das Beste getan, Sie sind der Befreier Deutschlands.“ Blücher aber entgegnete: „Majestät, habe nur meine Schuldigkeit getan.“ Der König drückte ihm gerührt die Hand und ernannte ihn zum Feldmarschall. (Ged.: Die Leipziger Schlacht, von Arndt.) Unter den Gefangenen befand sich auch der König von Sachsen. Napoleon hatte ihn bestimmen wollen, mit nach Frankreich zu ziehen, aber der König hatte erwidert, er wolle das Schicksal seines Landes teilen. Er wurde nach Berlin ab- geführt, wo er gefangen bleiben sollte, bis über sein und seines Landes Schicksal entschieden sein würde. Sachsen aber wurde zunächst unter russische und später unter preußische Verwaltung gestellt. 10. Nach Paris. Mit großer Hast eilten die Franzosen dem Rhein zu. Um die Trümmer seiner Hauptarmee zu retten, ließ Napoleon die Elsterbrücke in Leipzig hinter sich in die Luft sprengen. Dadurch gerieten Tausende in Gefangenschaft, viele aber, die sich durch Schwimmen retten wollten, ertranken in den Fluten. Leichen und Kranke bedeckten den Weg der „großen Armee“. Viele Nachzügler fielen den Verbündeten in die Hände. Schon im November ging Napoleon mit dem Rest seiner Armee über den Rhein. Blücher überschritt den Fluß erst in der Neujahrsnacht bei Caub. Unter fortwährenden Kämpfen rückten die Verbündeten langsam vor, gerade auf Paris los. Am 30. März wurde der Montmartre, eine befestigte Anhöhe vor Paris, erstürmt, und schon am nächsten Tage (31. März) zogen die Sieger in die Stadt ein. Napoleon wurde abgesetzt und nach der Insel Elba verwiesen. 400 Mann seiner Garde durften ihm nach Elba folgen. 11. Napoleons Rückkehr. In Frankreich war Ludwig XVIII. König ge- worden. Die Franzosen waren jedoch sehr unzufrieden mit ihm. Als Napoleon das erfuhr, hatte er keine Ruhe mehr auf Elba und kehrte mit seiner Garde nach Frankreich zurück. UÜberall wurde er jubelnd aufgenommen, und in kurzer geit stand ihm ein Heer von 200000 Mann zur Seite. Eiligst rüstete nun Preußen, und Blücher erhielt den Oberbefehl. Auch England schickte ein Heer unter Wellington. 12. Ligny. (16. Juni 1815.) Auf belgischem Boden, bei Ligny, stieß Blücher mit dem Feinde zusammen. Wellington war noch nicht heran, und Blücher mußte den Kampf allein aufnehmen. Er verteidigte das Dorf mit größter Tapferkeit, und ungeduldig rief Napoleon: „Der Alte heizt heute schrecklich ein, er weicht und wankt nicht.“ Aberall feuerte Blücher die Truppen an. „Vorwärts, Kinder!“ rief er, „wir müssen was getan haben, ehe die Engländer kommen!“ Aber die Engländer, auf deren Hilfe Blücher rechnete, kamen nicht; sie hatten selbst gegen ein französisches Korps zu kämpfen. So mußte Blücher endlich trotz aller Tapferkeit das Dorf auf- geben und sich zurückziehen. Während des hin und her wogenden Kampfes kam Blücher selbst in Lebensgefahr. Sein Pferd erhielt einen Schuß und stürzte mit ihm nieder. „Nostiz, nun bin ich verloren!“ rief er seinem Adjutanten zu. Dieser sprang sofort vom Pferde, riß den Degen aus der Scheibe und hielt treue Wacht neben seinem Herrn. Die Franzosen jagten vorüber und wieder zurück, aber sie bemerkten Blücher nicht. Endlich nahten Preußen und zogen ihn unter dem Pferde hervor. Schnell bestieg er ein frisches Pferd und jagte davon. 19. Okt. 1814 13. Belle-Alliance. (18. Juni.) Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Eng= 18. länder. Wellington hatte bei Waterloo, Napoleon hinter dem Meierhofe Belle= Juni