28 — 3. Aus der Zeit des alten Glanzes hat Freiberg aber nicht bloß manch schöne Erinnerung (Kaufhaus, Rathaus) gerettet, es hat auch im 19. Jahrhunderte wieder einen neuen Aufschwung genommen. Diesen verdankt es besonders seiner Hochschule für die Berg- wissenschaft (Bergakademie), die bereits nach Beendigung des 7 jährigen Krieges (1765) gegründet wurde. In dieser werden der Aufbau der Gebirge, die Schichtung der Gesteine, die Lagerung der Erze, die Eigenschaften der Metalle, die geheimnisvollen Kräfte der Körper, alles, was die Tiefen der Erde da unten verbergen, dem aufmerksamen Hörer erschlossen. Und was das Ohr im belehrenden Worte vernimmt, das wird auch vom Ange des Schülers geschaut. Denn alle Instrumente, welche die Bergwissenschaft bisher erdacht, alle Erze, Kristalle und Gesteinsarten, die unsere Erde in ihrem Innern birgt, alle Bücher, die über den Bergban geschrieben wurden, sind in den Sammlungeu ansgelegt. Die Sinnbilder des Berg- baues selbst (ein Eisen mit dem Schlegel gekrenzt) sind mehreren Häusern der Stadt eingefügt. Auf den Straßen und in den Haus- fluren betreten wir die gueisenen Platten. In den Läden werden Bergmannskleider und Werkzeuge ausgelegt. Photographien zeigen uns Berglente verschiedener Rangstufen, und aus den gewonnenen Metallen werden echte und unechte (leonische, nach Lyon) Gold= und Silbertressen für die Armeen der Erde bereitet. Auch das Gießen des Schrotes über einem Schachte im Stadtgebiete, der Ruf der Bergglocke im Petriturme, der freundliche Gruß des Bergmannes beim Schichtenwechsel, das Volksschauspiel der militärischen Berg- parade am Streittage (22. Juli) und die metallene Figur eines wehrhaften Bergmannes am Schwedendenkmal im grünen Promenaden= ringe erinnern uns daran, daß wir in Sachsens alter Bergstadt wandeln. In offuer Gruppierung der hochgiebligen, schmucklosen Häuser, die gegen 30 Tausend Einwohner bergen, breitet sie sich, von Schutthalden wie von Schanzwerken umringt, in reizloser Gegend auf der mittleren Falte des Erzgebirges aus. Denn der Wald ist von den Gruben verschlungen und das Grün von Gift und Rauch geschädigt worden. Wiederholung. 4. Reiche Silberspenden wurden aber nicht bloß im östlichen Erzgebirge bei Freiberg, sondern ebenso auch in verschiedenen Gegenden des westlichen Flügels gewonnen. Zumal erwiesen sich die obere Mulden= und Zschopangegend als sehr ergiebig, so daß in jener zunächst die zweite Bergstadt, Schneeberg, gegründet wurde. Bald waren im Stadtgebiete gegen 50, in der Umgegend etwa 100 Schächte erschlossen. Neben der dankbarsten Grube aber stieg die große Stadtkirche auf, in welcher außer dem Hauptaltare ein besonderer Altar der Schmelzer und Bergknappen stand. Ja, es wird erzählt, daß Herzog Albrecht der Beherzte selbst in die St. Georgs- grube eingefahren sei und dort an einer 400 Zentner schweren Erz- stufe gespeist, die erzenen Sessel aber zurückgewiesen habe, da er sich nicht auf eine so glänzende und edle Gabe Gottes setzen wolle. Bald