— 30 — und wetteifert mit der Nachbarin (über 8 T.) im geschäft- lichen Erwerbe und geistigen Fortschritte. 6. Endlich gedenken wir noch der jüngsten Bergstadt, die Heinrich der Fromme zwischen der Zschopan und Pockau ins Leben rief. Als er in Freiberg wohnte, bestimmte er eine wilde, waldige Gegend, auf der bereits ein ärmliches Dorf stand, zur Errichtung der Stadt Marienberg (über 7 T.), um dort das Silber des Bodens zu heben und das Wildides Waldes zu jagen. Er selbst kam an Ort und Stelle, ließ den Plan der Stadt entwerfen, die Straßen in der größten Regelmäßigkeit abstecken und an dem gnadratischen Marktplatze sein Jagdschloß erbauen. Da aber die Silberausbente eine dürftige blieb und schließlich vollständig erlosch, mußte sich auch diese Stadt bald anderen Betrieben zuwenden. Gegenwärtig treibt sie nicht bloß Feldwirtschaft und Flachsbereitung, sondern preßt auch schönverzierte Platten aus Ton oder Zement und ist der Sitz der sächsischen Unteroffizierschnle und einiger Spielwarenfabriken geworden, von denen die eine vorzugsweise Spielzeng aus Holz, die andere hingegen solches aus Blech verfertigt. Doch wird auch heute noch in der „Abraham-Fundgrube“ bei Lauta Silber aus dem ergiebigen Boden gehoben. Wiederholung. Schlußzusammenfassung: Ordnen wir nun die Silberstädte des Erzgebirges nach ihrer geschichtlichen Entstehung, so ist Freiberg die älteste (1175), Schneeberg die zweite (1470), Annaberg die dritte (1496), Marienberg die jüngste (1521) unter den Schwestern. Vergleichen wir sie in ihrer äußeren Erscheinung untereinander, so zeigt sich Marienberg als die regelmäßige, Schneeberg als die un- regelmäßige, Freiberg als die entfaltete, Annaberg als die geschlossene Hochstadt. Gruppieren wir sie endlich nach ihrer gegenwärtigen Bedeutung, so können wir Marienberg als aufstrebende Fabrikstadt, Schneeberg als die Spitzenstadt, Annaberg als die Handelsstadt, Freiberg aber als sächsische Bergstadt im eigentlichen Sinne des Worts bezeichnen, an allen vier Silberstädten aber gemeinsam erfahren, wie wechselvoll doch auch die Geschichte eines Städtelebens ist. IV. Lehrdichtung: (Aus „St. Georgenzeche“ von Ad. Böttger.) „Heut' ist ein Festtag! Alles von Silbererz! Denkt ench, der Herzog Tafel und Stühle rings Albrecht besucht uns! Eine gediegene Zu Sankt Georgen Prächtige Stufe! Fuhr mit uns Knappen im Wie mit den Räten nun Leinenen Kittel Unser geliebler Herr Heute der liebe Staunend die Tafel sah, Junker von Grimm' an! Wo ihm ein heitres Mahl Hei, wie erglitzerte Festlich Willkommen bot, Drunten die Zeche! Griff er zum Goldpokal, Klopft auf die Schulter mir Und begann freundiglich: Glückauf! Dem Himmel Dankk! Unser Herr Koaiser ist