— 35 — Grenzgrabens auf böhmischer Seite in einer Höhe von 925 m gelegen. Zwischen dem feuchten Moose erhebt dort die graue Säulchenflechte ihre braunen Fruchtbecher. Die Sumplheidelbeere (Rauschbeere) zeitigt ihre roten Früchte, und die brännliche Moos- beere rankt sich zwischen den graugrünen Blättern des Wollgrases auf. Uberall wuchert das Kuieholz auf den moosigen Juseln, die sich ans trüben Wasserlachen heben. Die dunklen Becken gelten als unergründlich, obgleich sie die Bodensenken nur einige Fuß tief füllen. Im Sommer brütet die Sonne, im Herbst dichter Nebel auf diesen Waldsümpfen, die weder Vogel noch Frosch beleben. Zugängliche Waldstellen und moorige Wiesenflächen werden im Gebirge mehrfach abgestochen und geben die bräunlichen Torf- stücken, die wir im oberen Erzgebirge im Freien aufgehäuft oder in scheunenartigen Gebäuden angesammelt finden. Selbst die Industrie hat sich der faserigen Moormassen bemächtigt und stellt aus ihnen (am Bach bei Weiters Glashütte, westl. von Johann- georgenstadt) eine dunkle, spröde Pappe her. Bei Reitzenhain aber wird das Torflager regelrecht abgebaut und zu „Mull“ und „Torfstren“ verarbeitet. Zusammenfassung. 6. Diese Gebirgsmoore sind aber vor allem, indem sie reiche Niederschlagsmengen (Nebel, Regen, Schnee) sammeln und wie Schwämme bewahren, die Qnellstätten der frischen und reichen Gebirgswasser geworden. Freilich verleihen sie diesen als Zeichen der Herkunft nicht selten eine auffallend bräunliche Färbung, was die häufige Bezeichnung „Schwarzwasser“ hinlänglich ansdrückt. Gerade das Wasser aber ist die schönste Gabe des Gebirges, mag es nun quellklar aus den Felsen rinnen, oder als Waldbach durch das Tannendickicht rauschen, oder als Bergfluß durch die Täler schänmen. Frendig lauschen wir überall dem erquickenden Gemurmel und neigen uns gern mit Halmen und Zweigen über den grundhellen Spiegel. Fast jede Hütte des Gebirges hat ihren frischen Brunnen, jedes Wohnhans sein „Wasserhäuschen“, jedes Dorf seinen Bach, aus dessen kristallener Flut im Walde das Reh, das Rind auf der Weide trinkt. Mühlen und Holzschleifereien leiten ihren Graben von der Flußader ab, Schächte führen ihren Bedarf zu den Schaufeln des Wasserrades. Große Teiche (z. B. der Filzteich bei Schneeberg, der neue Teich bei Großhartmannsdorf, südl. von Freiberg) sammeln das Wasser, Talsperren (z. B. bei Einsiedel und Neunzehnhain) stauen es für den Bedarf großer Stadtgemeinden (z. B. Chemnitz) auf und Kunststollen (3. B. der Dörnthaler, südl. von Freiberg, 28 km lang, und der Rothschön berger) führen es nach und von den unterirdischen Getrieben. So wird das Wasser ein belebendes und segenspendendes Element in der toten Gesteinswelt des Gebirges, Zusammenfassung. Schlußzusammenfassung: Wald und Wiese, Moor und Feld, Wild und Wasser sind demnach jedes in seiner Art nicht bloß 37