— 186 — und hat in allen Wechselfällen der Geschichte in Treue zu den Wettinern gestanden. Auch dieses letzte Glied unseres sächsischen Vaterlandes wollen wir nun zusammen betrachten und heute zunächst einen allgemeinen Uberblick desselben zu gewinnen suchen. 1. Wir suchen zu diesem Zwecke die Stadt Löbau (sast 10 T.) auf, die geographisch im Mittelpunkte der Lausitz liegt. Wie ein offener Fächer breitet sie sich in einem fruchtbaren Hochkessel aus (268 m ü. d. Ostsee), sammelt die Bäche der benachbarten Berge zu einem kleinen Flüßchen, dem Löbauer Wasser, bildete früher den Versammlungsort der Lansitzer Orte, die den Sechsstädtebund ge- schlossen hatten, und ist heute nicht nur ein Markt für Garn und Getreide, sondern auch ein Sitz vielseitiger Fabrikbetriebe geworden, unter denen wir namentlich der Zuckerbereitung aus dem süßen Safte der Rübe gedenken. Im Osten der Stadt aber erhebt sich auf schönbewaldeter Kuppe ein schlanker, gußeiserner Turm, dessen kunstvolle Ausführung ihresgleichen in ganz Deutschland sucht. Im Todesjahre des Königs Friedrich August II. (1854) wurde er erbaut, trägt zur Erinnerung an diesen Freund des Volkes und der Natur den Namen Friedrich August-Turm und ist mit dem vergoldeten Brustbilde des Königs und dem sächsischen Königswappen geschmückt. Bei der Besteigung des Turmes erfahren wir auf Schritt und Tritt die Wahrheit der Inschrift am Fuße: „Je weiter der Blick, desto freier das Herz!“ Wir haben die oberste der drei Galerien erreicht, und nun liegt sie vor uns, die ganze schöne Lausitzt Im Sdden steigt der markige Zug der Zittauer Berge auf, und die böhmischen Kegel grüßen uns über den Höhenrücken herüber. Im Osten hebt der Iserkamm seine kuppigen Glieder und wölbt sich majestätisch in der Tafelfichte, einem alten Grenzberge des Lausitzer Gaues, auf. Nach dem Nordosten hin gruppieren sich die Königshainer Berge in drei Höhenzügen so hintereinander, daß der eine Zug immer den andern verdeckt. Im Westen aber erreicht unser Ange den Valtenberg, von dem aus eine vielgliedrige Bergkette weiter über Bischofswerda nach Kamenz zieht. Dieser scharfe Naturrahmen umspannte früher die ungeteilte Lausitz. Gegenwärtig aber ist sie in einen sächsischen, prenßischen und böhmischen Anteil gespalten. Für die sächsische Lausitz müssen wir daher die Schranken enger rücken und werden sie am einfachsten durch die Zittaner Berge im Süden, durch die Wittich, einen rechtsseitigen Nebeufluß der Neiße, im Osten, durch den glänzenden Teichgürtel von Königswartha im Norden und durch die Kamenzer Höhen im Westen bestimmen. 2. Welch reiches Naturbild liegt nun aber innerhalb dieser Naturgrenzen vor unsern Blicken erschlossen! Wer zählt die Berge, nennt die Hügel, die sich so formverschieden um unsere Aussichts- höhe scharen? Nur die ausgeprägtesten Gestalten wollen wir jetzt aus der schönen Bergwelt heben! Da fesseln uns vor allem die stattlichen Formen des Zittauer Bergzuges selbst, dessen Rücken