— 206 — kante des linken Ufers der Wendengötze Flinz, in dessen Hand die Flamme auf der Opferschale brannte. Die Priester wohnten in den nahen Felsenhöhlen und nahmen gern die Gaben der Betenden ent- gegen. Da ließ im 12. Jahrhunderte ein christlicher Bischof den Götzen in die Spreeflut stürzen. Aus dieser leuchtet das goldglänzende Bild bei hellem Sonnenschein heute noch hervor! — Eine Kette von Fabrikanlagen zieht sich gegenwärtig dieses Spreestück entlang. In der einen wird der Flachs auf summenden Spindeln gesponnen, in der andern aus Leinen oder Holzstoff das Papier bereitet, in einer dritten aus Holzkohle, Schwefel und Salpeter sogar das Pulver gemischt. Gerade die „Pulvermühlen“ geben dem Spreetale einen besonderen Ausdruck. Da eine Entzündung der Pulvermasse leicht die ganze Anlage in die Luft sprengen könnte, so sind die einzelnen Gebände der Anlage in größeren Zwischenräumen auseinander gerückt und bilden so eine ganze Reihe niederer Gebäude. Das Pulver der Spreemühlen ist über Sachsen hinans bekannt und wird im blechbeschlagenen Wagen auch über die Grenze nach preußischen Garnisonplätzen gebracht. Uberdies fabriziert Bautzen auch einen Sprengstoff, der bei seinem Gebranch äußerst wirksam und doch un- gefährlich ist. Welch vernichtende Wirkung aber das Schießpulver übt, hat das mittlere Spreegebiet im Laufe der Geschichte genug- sam erfahren. Am frühen Morgen eines trüben Oktobertages (14. Oktober 1758) wurden die Preußen unter Friedrich dem Großen von den Osterreichern unter Daun durch ein heftiges Gewehr= und Kanonenfeuer aus dem Schlummer geweckt. Trotz verzweifelter Gegen- wehr wurden die Uberfallenen aus den Straßen Hochkirchs ge- worfen, das anf einer Höhe am Nordfuße der Czörnebohkette mit weithin sichtbarer Kirche liegt. Eine Kugel traf den heldenmütigen Feldmarschall Keith in die Brust. Friedrich der Große ließ ihm eine Urne auf marmornem Sockel als Denkmal setzen. Dieses steht hinter dem Altare der Dorfkirche, deren Turm und Wände noch Kugelspuren zeigen. Näher an der Spree tobte der Völkerkampf, als Napoleon 1. die verbündeten Preußen und Russen von den Bergen des Flusses nach dem Löbaner Wasser hin zurückdrängte (Mai 1813). Da erstarb das Maigrün unter dem Pulverdampfe, die Dörfer rauchten, von Sprengkugeln entzündet, und Tausende sanken in das Gras auf blumiger Spreeflur. So ist die mittlere Spree ein be- merkenswertes Flußstück: Zeigt es uns doch eine Heidenschanze bei Doberschau und einen wendischen Abgott am Felsentore; birgt es doch neben mannig- fachen Fabrikanlagen berühmte Pulvermühlen, und hat es doch den Uberfall bei Hochkirch und die Schlacht bei Bautzen („Wurschen") gesehen! 4. An dem Mittellaufe der Spree hat sich Bautzen (26 T.) als hochbedeutsame Stadt erhoben. Es liegt etwa in der Mitte zwischen dem Süd= und Nordgebiete der Sächsischen Lausitz. Hier schnitten sich schon früher zwei alte Verkehrsstraßen, von denen die eine