211 — die Landwirtschaft überragt. Nicht allzuweit von der Elsterquelle treten wir in die kleine Stadt Elstra (1½ T.) ein. Wie sie cs versteht, die Lehm= und Tonlager der Nachbarschaft zu verwerten, zeigen uns nicht nur die Ziegel, welche den Brennofen umstehen, sondern vor allem die engen und weiten Röhren, bestimmt, die Felder und Wiesen und städtischen Grundstücke zu entwässern, und die Töpfe und Schüsseln, welche eine notwendige Ausstattung unserer Küche bilden. Weiterhin nähern wir uns der größeren, freundlichen Stadt Kamenz (10 T.), deren Häuser, von Baumgruppen umzogen, die Hügelwellen ersteigen. Weithin glänzen besonders Kirche und Rathaus der Stadt mit ihren hohen Türmen in die düstere Ebene hinaus. Ein Tonschieferlager und ein Granitkern treten hier an der Elster nahe aneinander. Diesem Granitfelsen verdankt unsere Residenzstadt Dresden zum Teil die schönen Fußplatten und die Stadt der Elster selbst ihren Namen. Denn Kamenz bedeutet „Steinort". Welch geschäftiges Leben von jeher in der alten Sechsstadt herrschte, verraten vor allem die Töpfereien und Tuch- fabriken, von denen die ersteren den Ton der Umgebung formten, während die letzteren die Wolle der Schafe verspannen, die früher in größeren Herden die Heide belebten. Uber die Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus aber ist der Name der Stadt durch den Dichter Lessing bekannt geworden, der hier in der Familie des Oberpfarrers geboren wurde (1729). Wie sehr Lessing schon als Kind die Bücher liebte, geht daraus hervor, daß er sich als fünf jähriger Knabe nur mit einem großen Haufen Bücher malen lassen wollte. Bücher waren auch die tägliche Nahrung seines strebsamen Geistes, als er die Fürstenschule zu Meißen und dann mehrere deutsche Hochschulen besuchte. Als Verwalter einer großen Bücher- sammlung (Bibliothekar zu Wolfenbüttel) ist er auch gestorben, nachdem er alte Schriften von neuem herausgegeben und viele eigene Bücher verfaßt hatte. Von seinen Werken werden ench zunächst nur seine Fabeln bekannt sein, unter denen ich euch die von dem Rosse und dem Stiere in eurem Lesebuche nenne. Wie die Stadt Kamenz aber das Andenken ihres großen Sohnes ehrt, geht daraus hervor, daß sie ihm im Lessinggäßchen eine Gedenktafel und im Schulhofe ein Standbild gesetzt, daß sie ein Lessingstift gegründet, in dem Arme und Kranke freundliche Aufnahme finden, und nach dem Dichter auch den Turm auf dem nahe liegenden Hutberge benannt hat, der weitschauend ist, wie der ursprüngliche Träger seines Namens. So ist Kamenz an der Elster eine Stadt der Töpfer und Tuchmacher, vor allem aber die Lessingstadt, die treu das Andenken des Dichters ehrt. . 3. Ostlich von Kamenz zieht ein Wasser durch die Ebene, das sich mit der Schwarzen Elster eint, nachdem es die Grenze Sachsens überschritten hat. In früheren Jahrhunderten war die sumpfige Niederung derselben reich mit Bruchwald bewachsen. Einst jagte hier ein Ritter nach einem edlen Hirsche, verirrte sich aber bald in 11-