Lerdien. (April 19. — Oktober 2.) 381 Pflicht erachtet, die Kammern nicht einzuberufen; ich wollte das Land nicht allarmieren und dadurch nicht seine Interessen schädigen. Wir haben nicht die Zwietracht auf der Balkan-Halbinsel wünschen können; wir haben auch kein besseres Verfahren gegen die einen als gegen die anderen eingeschlagen; wir haben uns allen gegenüber mit der äußersten Urbanität und dem größten Wohlwollen benommen, und Herr Jonesco kann die formelle Versicherung davon empfangen, wenn er sich deßwegen an die Beteiligten: an die Serben so gut wie an die Bulgaren, wendet." XVI. Serbien. 19. April. Der König eröffnet die Skupschtina mit einer Thronrede, welche der Reise des Königs zu den Manövern in Österreich, sowie des Besuches des Königs von Rumänien in Belgrad als Beweises der guten Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten gedenkt. Die Beseitigung der Ur- sachen zu den getrübten Beziehungen zu Bulgarien liege nicht an dem Könige und der serbischen Regierung. Die Skupschtina nimmt am 22. April eine die Thronrede paraphra- sierende Adresse an. 3. Mai. Fürst Alexander Karageorgiewitsch, der im Jahre 1858 abgesetzte Fürst von Serbien, ## in Temeswar. 15. Mai. Ristic tritt zurück. Garaschanin bildet das fol- gende Ministerium: „ Garaschanin Präsidium und Äußeres, Marinkovics Inneres, Vukarin Wetrovics Finanzen, Oberst Petrovics Krieg, Pavlovics Justiz, Popovics Kultus und Unterricht, Rajovics Volkswirtschaft und Oberst Protics Bauten. 18.— Ende September. Die serbischen Truppen werden an der türkischen und bulgarischen Grenze zusammengezogen. Der König begibt sich am 30. September mit dem Ministerpräsidenten nach Nisch. 2. Oktober. Der König eröffnet die Skupschtina mit folgen- der Thronrede: Geehrte Abgeordnete! Der Berliner Vertrag, welcher von den euro- päischen Mächten als Pfand des Friedens und der Ordnung auf der Balkan- Halbinsel geschaffen wurde, hat einen harten von einer Fülle unabsehbarer onsequenzen begleiteten Schlag erlitten. Das Gleichgewicht, welches dieser Vertrag für die Interessen der einzelnen Nationen auf der Balkan-Halbinsel hergestellt hat, ist erschürtert. Der Versuch, welcher unvermutet zum Zwecke der Vernichtung des Berliner Vertrages gemacht worden ist und jetzt seiner Lösung harrt, droht alle jene Garantien zu zerstören, welche für die politische Existenz Serbiens gewonnen, mit zahlreichen und wertvollen nationalen Opfern erkauft und durch die Sympathie Europa's sanktioniert wurden. Die 25“