Das dentsche Reiqhh uud seine einzelnen Glieder. (Dezember 18.) 181 königl. Regierungsrat in Bayreuth (deutschfreis.) 4338 Stimmen, Georg Frank, Bildhauer in Nürnberg (Soz.) 2043 Stimmen. Er- sterer ist gewählt. 18. Dezember. Dritte Lesung der Handelsverträge. In einer Replik gegen den Abgeordneten v. Kardorff sagt der Reichs- kanzler: In dem Teil seiner Rede, in welchem er die auswärtige Politik be- rührte und abfertigte, hat er geäußert, er erkenne in der Mac-Kinley-Bill keine politische Aktion. Wenn er in der Mac-Kinley-Bill keine politische Aktion erkennt, so erkennt er auch in dem Panamerikanismus keine politische Aktion; und wenn das der Fall ist, werde ich so lange, bis dem Herrn Abgeordneten diese Erkenntnis gekommen sein wird, darauf verzichten, mich über äußere Politik von dieser Stelle mit ihm zu unterhalten. Der größte Teil des Vertrags mit Oesterreich-Ungarn wird en bloc angenommen, wogegen niemand Einspruch erhebt. Die- Schlußabstimmung ist namentlich: 48 Nein, 243 Ja. Die Vernei- nenden find 36 Konservative, 2 Freikonservative, 5 Nationalliberale, 5 Antisemiten. Für den Vertrag stimmen 18 Konservative. Fürst Bismarck ist nicht zu den Verhandlungen erschienen. Die anderen Verträge werden ohne Debatte angenommen. 18. Dezember. Der Kaiser wohnt der Einweihung des neuen Ständehauses des Kreises Teltow bei. Auf eine An- sprache des Landrats Stubenrauch antwortet der Kaiser folgender- maßen: Wir feiern heute eines von den wenigen Festen, um die uns sämt- liche andere Nationen der Welt beneiden. Es sind dieses Feste, in denen der einfache Mann des Volkes mit seinem Herrscher zusammenkommt und sich nicht als Unterthan zum Herrscher, sondern als Familienmitglied zum Familienvater fühlt; und das ist ein Band, welches nur in Deutschland und nur speziell bei uns in Preußen und Brandenburg möglich ist; es ist ein altgeschichtliches Band und ist um so schöner, je enger und fester es sich schließen kann. Daß es Mir vergönnt ist, mit Ihnen zusammen dieses herrliche Haus einzuweihen, von dem es Mich freut, daß es diesem hohen Kreise zum Auf- enthalt dient, gereicht Mir zur hohen Befriedigung. Sie erwähnten der beiden Hauptelemente, der Luft und des Lichts, der Gaben unseres Allgütigen Gottes, dieser Grundelemente, die für den Landwirt, wie er hier hauptsächlich vertreten ist, notwendig sind. Ich möchte glauben, daß der Geber von Luft und Licht diejenigen, die berufen sind, unter ihnen zu verweilen, in ihnen zu arbeiten und sich ihr Lebtag darin zu bewegen, die gerne Luft und Licht als ihr Eigen betrachten wollen, auch mit einem weiteren Blick und einem weiteren Horizont geschaffen hat. Ich habe das Gefühl und Ich hege keinen Zweifel, daß nicht nur die Landwirte speziell dieser Provinz, sondern Meines gesamten Reichs die Empfindung haben werden, daß nach wie vor wir zusammengehören, wir miteinander arbeiten und miteinander fühlen, und daß stets das alte Hohengollernsche Wort „Suum cuique“ auch im höchsten Maße auf die Landwirtschaft in