II. Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. 1. Januar. (Pest.) Graf Ludwig Tisza begrüßt den Mi- nisterpräsidenten Grafen Szapary im Namen der liberalen Partei. Szapary dankt der Partei für das ihm bewiesene Ver- trauen und erklärt, die Regierung halte es für höchst wünschens- wert, daß der den Interessen beider Teile Rechnung tragende Han- delsvertrag mit Deutschland zu stande komme, welcher die Freundschaft und das politische Bündnis, in welchem Ungarn mit Deutschland lebe und in Zukunft leben wolle, nur inniger gestalten werde. (Lebhafte Zustimmung.) Der gute Wille seitens aller Fak- toren sei ein so aufrichtiger, daß volle Hoffnung für einen befrie- digenden Abschluß des Vertrages vorhanden sei. Der Vertrag werde als Maßstab für die mit anderen Ländern, besonders den östlichen, zu schließenden Verträgen dienen. — Obgleich namentlich Serbien und Rumänien in der Rohproduktion gewissermaßen Un- garns Konkurrenten seien, so herrsche doch eine derartige Gegen- seitigkeit der Interessen mit denselben, daß es nicht auf Ungarn ankommen werde, auch freundschaftliche Handelsbeziehungen mit ihnen zu unterhalten. — Bezüglich der Kirchenpolitik konstatiert Szapary, Ungarn sei der religiösen Intoleranz abgeneigt und er hoffe, daß trotz der Maulwurfsarbeit subalterner Organe der ge- schichtliche Patriotismus des hohen Klerus, wie früher in viel wich- tigeren Fragen einen Ausweg finden werde, und daß der Friede der Konfessionen auch fortab ungestört bleibe. — Die Regierung halte trotz entgegengesetzter Gerüchte an der Verwaltungsreform fest; die vorzubringenden Vorlagen wurden auch der öffentlichen Meinung vollkommen zugängig sein. Die Regierung sei auf einen